"Man kann sich nicht abschotten" Festivalveranstalter äußert Unverständnis
03.06.2017, 21:33 Uhr
Kurzzeitig sieht es so aus, als müsste "Rock am Ring" in diesem Jahr ausfallen. Nun kann es doch weitergehen. Veranstalter Marek Lieberberg zeigt dennoch Unverständnis für die Unterbrechung des Festivals.
Seit dem Vormittag wird das Musikfestival "Rock am Ring" ohne Einschränkungen fortgesetzt. Die Feierlaune der rund 87.000 Besucher ist trotz vorübergehender Terrorgefahr ungetrübt. Nur wenige haben kurz nach der Räumung des Geländes am Freitagabend den Heimweg angetreten. Der Ärger der Veranstalter über die vorläufige Absage der Großveranstaltung am Nürburgring durch die Sicherheitsbehörden bleibt aber.
Hauptveranstalter Marek Lieberberg hatte nach der Evakuierung Muslime dazu aufgerufen, sich klar gegen den islamistischen Terror zu positionieren. In einer improvisierten Pressekonferenz sagte er: "Wir zahlen den Preis für den Skandal um Amri." Er spielte damit auf die Ermittlungspanne im Fall des Attentäters vom Berliner Breitscheidplatz an. Zwar sei er dafür, die Sicherheit der Besucher über die kommerziellen Bedürfnisse des Veranstalters zu stellen, fühle sich aber als "Prügelknabe" für eine Situation, die er nicht verschuldet habe.
Einen Tag später äußerte der 71-Jährige in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" weiteres Unverständnis über die Räumung des Areals. "Es konnte mir keiner erklären, warum ein Campingplatz sicherer sein soll als das Festivalgelände." Ein Anschlag sei überall möglich. Die Behörden hätten die Situation anders eingeschätzt als Lieberberg. "Es ergibt sich die Frage, wie weit die Abschirmung von Veranstaltungen gehen soll." Man könne sich nicht vollständig abschotten, sagte der Unternehmer.
Dennoch haben die "Rock am Ring"-Veranstalter die Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft. Sowohl die Anzahl der Ordner als auch die Einlasskontrollen wurden erhöht. "Jeder Besucher muss sich einer gründlichen Kontrolle unterziehen und darf nur noch die Utensilien mitnehmen, die er unbedingt benötigt", sagte Lieberberg.
Tote Hosen kommen, Rammstein fahren
Campino, Frontman der "Toten Hosen", sagte in einem Interview mit der "Welt am Sonntag": "Wir stellen den Terror nicht ab, wenn wir Konzerte und Festivals absagen." Er spielt am Abend trotz der kurzzeitigen Bedrohungslage mit seiner Band am Nürburgring. Dort wolle Campino die Party, so gut es geht, retten.
Verpassen werden Rockfans aufgrund der Unterbrechung jedoch "Rammstein". Der Auftritt der Band kann aus organisatorischen Gründen nicht nachgeholt werden. "Wir wissen, dass sich viele Fans auf das Konzert gefreut haben, die nun enttäuscht sind! Auch wir hätten gern gespielt", schrieben die Musiker auf Facebook. Die Festivalabläufe ließen es jedoch nicht zu, die Show zu wiederholen.
Quelle: ntv.de, lsc