Panorama

Dramatische Lage auf Ägäis-InselFlüchtling auf Chios zündet sich an

30.03.2017, 23:44 Uhr
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Die Kapazitäten der Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln reichen für die dort Festsitzenden bei Weitem nicht aus. (Foto: AP)

Flüchtlinge, Hilfsorganisationen und auch Anwohner klagen seit Langem über unhaltbare Zustände auf griechischen Inseln. Zehntausende Flüchtlinge sitzen dort unter katastrophalen Bedingungen fest. Auf Chios zündet sich ein Verzweifelter selbst an.

Auf der griechischen Insel Chios hat sich ein syrischer Flüchtling aus Protest gegen seine Situation selbst angezündet und lebensgefährliche Verbrennungen erlitten. Wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete, wurde der Mann mit Verbrennungen an 90 Prozent seines Körpers am Abend in ein Athener Krankenhaus gebracht. Auch ein Polizist, der dem Mann zu Hilfe eilte, kam mit Verbrennungen in die Klinik.

Der Syrer protestierte nach Angaben von ANA dagegen, dass sein Asylgesuch noch immer nicht bearbeitet ist und er auf Chios weiter festgehalten wird. Ein Reporter der britischen BBC veröffentlichte auf Twitter ein Video, das den Vorfall in einem Flüchtlingscamp zeigen soll. Darauf ist ein junger Mann mit einem Benzinkanister in der Hand zu sehen, der sich an weitere Bewohner des Lagers wendet und dann Feuer fängt.

Auf den griechischen Inseln sitzen derzeit Tausende Geflüchtete fest, die mit einem Asylantrag verhindern wollen, auf Grundlage des Flüchtlingsabkommens mit Ankara wieder in die Türkei zurückgeschickt zu werden. Die Bearbeitung ihrer Gesuche dauert aber mitunter mehrere Monate. Humanitäre Organisationen beklagen immer wieder die menschenunwürdigen Zustände in den Flüchtlingscamps.

Schlepper erpressen Flüchtlingsfamilien

Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingsgruppen oder auch zu Ärger mit Inselbewohnern und der Polizei. Fast jeden Tag erreichen zudem weitere Flüchtlinge die Inseln - von Mittwoch auf Donnerstag setzten 69 Menschen illegal von der Türkei nach Chios über. Derzeit befinden sich mehr als 3000 Flüchtlinge auf der Insel.

Die griechische Polizei nahm außerdem am Donnerstag einen griechischen Schlepper fest, der 23 Flüchtlinge eine Woche lang in einem Lagerhaus nördlich von Thessaloniki festgehalten haben soll. Ersten Ermittlungen zufolge erpresste der 26-Jährige demnach die Familien der Schutzsuchenden, 21 Pakistaner und zwei Menschen aus Bangladesch, und forderte weitere Zahlungen für den illegalen Grenzübertritt. Der Mann muss sich nun wegen Freiheitsberaubung, Erpressung und illegalen Grenzübertritts verantworten.

Quelle: mbo/dpa/AFP

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