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14 Stunden für 16 Kilometer Frachter wird aufs Abschleppen vorbereitet

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Drei Tage nach Ausbruch des Feuers auf der "Fremantle Highway" können Bergungsspezialisten den Frachter mit Schleppbooten verbinden. Sie sollen das brennende Wrack zunächst zu einem vorläufigen Ankerplatz bringen. Ob das noch dieses Wochenende passiert, hängt unter anderem vom Wetter ab.

Der seit mehreren Tagen im niederländischen Wattenmeer brennende Auto-Frachter wird nach Behördenangaben auf das Abschleppen vorbereitet. "Die Temperatur an Bord des Schiffs ist stark gesunken, und die Intensität des Feuers und die Rauchentwicklung haben abgenommen", erklärte die niederländische Behörde für Wasserwirtschaft spät am Abend. Es hätten Vorbereitungen begonnen, den Frachter auf einen vorläufigen Ankerplatz weiter östlich, 16 Kilometer nördlich der Insel Schiermonnikog, zu schleppen. Ein Team von Rettungskräften hatte zuvor erstmals an Bord des Auto-Frachters gehen können.

Das Abschleppen des Frachters werde "zwischen 12 und 14 Stunden" dauern und "wahrscheinlich" am Wochenende beginnen, erklärte die Behörde weiter. Es hänge aber von der Rauchentwicklung und den Wettervorhersagen ab. Die Stabilität des Schiffs werde beständig überwacht, hieß es. Aktuell sieht es demnach gut aus: "Das Schiff ist auch unterhalb der Wasserlinie noch intakt und kippt nicht." Der Hafen, in den die "Fremantle Highway" am Ende gebracht werde, müsse noch bestimmt werden.

Rettungskräfte, die nun erstmals an Bord gehen konnten, hätten eine stabilere Verbindung vom Dach des Frachters zu den Schleppbooten hergestellt, erklärte die niederländische Küstenwache. Dadurch sei der Frachter einfacher zu manövrieren. Das Team habe den Frachter anschließend wieder verlassen.

Weiterhin Gefahr von Ölpest

An Bord des Frachters befinden sich nach Angaben seines Charterunternehmens 3783 Neufahrzeuge, darunter 498 Elektroautos - deutlich mehr als bisher angenommen. "Es ist gut möglich, dass die elektrischen Autos den Brand ausgelöst haben", teilte die in Japan ansässige Schiffsgesellschaft K Line mit. Der Sender RTL Nederland veröffentlichte eine Aufnahme vom Beginn der Rettungsarbeiten, in der davon die Rede war, dass das Feuer von einer Batterie eines elektrischen Autos ausgegangen war.

Auf dem unter der Flagge Panamas fahrenden Frachtschiff war in der Nacht zum Mittwoch vor der niederländischen Wattenmeer-Insel Ameland ein Feuer ausgebrochen, das sich rasend schnell ausbreitete. Eines der 23 indischen Besatzungsmitglieder kam ums Leben, die anderen konnten gerettet werden. Einige von ihnen waren über Bord gesprungen. Um den 18.500 Tonnen schweren Frachter nicht durch die großen Mengen an Löschwasser zum Kentern zu bringen, waren die Löscharbeiten vorübergehend eingestellt worden. Nach Angaben der Küstenwache lassen sich auf Videoaufnahmen zwar Schäden an dem Schiff erkennen. "Risse oder Löcher" aber seien nicht zu sehen.

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Wind und Strömung hatten die "Fremantle Highway" am Donnerstag nach Westen getrieben. Da sich dann aber die Strömung änderte, gelang es der Küstenwache den Frachter aus dem Gebiet der Schifffahrtsrouten zu ziehen. Am gestrigen Freitag befand es sich rund 23 Kilometer nördlich der niederländischen Wattenmeer-Insel Terschelling.

Die Gefahr, dass der Frachter sinkt, ist aber noch nicht gebannt. Für das zum UNESCO-Welterbe gehörende Wattenmeer wäre das verheerend: Laut dem Bundesumweltministerium in Berlin befinden sich an Bord der "Fremantle Highway" 1600 Tonnen Schweröl sowie weitere 200 Tonnen Marinediesel. Ihr Untergang könnte eine Ölpest auslösen, mit verheerenden Folgen für das empfindliche Ökosystem des Naturparks Wattenmeer.

Quelle: ntv.de, Jan Hennop, AFP

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