Leichenteile im Rhein Freisprüche im Prozess um zerstückelten Hells Angel
02.08.2024, 22:09 Uhr Artikel anhören
Die Angeklagten beim Prozessauftakt im Sommer 2022.
(Foto: IMAGO/Funke Foto Services)
Vor mehr als zehn Jahren finden Passanten Leichenteile eines Hells Angels im Rhein. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Rocker-Kollegen den Mann ermordet haben. Doch weil der Kronzeuge seine Aussage ändert, spricht das Gericht die Angeklagten frei.
Ein Prozess um einen Mord im Rockermilieu mit einer zerstückelten Leiche ist mit Freisprüchen zu Ende gegangen. Die Richter am Landgericht Duisburg sagten am Abend, den beiden Verdächtigen sei die Tat nicht mit Sicherheit nachzuweisen, nachdem der Kronzeuge der Anklage seine Aussagen in wesentlichen Punkten revidiert hatte. Der Prozess hat mehr als zwei Jahre gedauert.
Die Tat vom Januar 2014 im Umfeld der Rockerbande Hells Angels hatte wegen ihrer Brutalität Aufsehen erregt. Das Opfer - der des Verrats verdächtigte Rocker Kai M. - wurde durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet. Die Leiche wurde zerstückelt, in Fässern verstaut, mit Beton übergossen und in Gewässern versenkt. Spaziergänger hatten einen abgetrennten tätowierten Arm des Toten im Rhein bei Duisburg entdeckt.
Verteidigung kritisierte Kronzeugen als unglaubwürdig
Vor Gericht standen zwei Hells-Angels-Mitglieder: ein 37-Jähriger, der dem Schützen die Waffe gereicht haben soll, und ein 45-Jähriger, der die Leiche nach Auffassung der Anklage nach der Tat mit einer Flex zerstückelt hatte. Der mutmaßliche Schütze Ramin Y. hatte sich in den Iran abgesetzt, wo er im Frühjahr getötet wurde. Hintergrund soll laut iranischen Medien ein persönlicher Konflikt gewesen sein.
Der langwierige Prozess basierte wesentlich auf Aussagen eines Kronzeugen, der vor allem den 37-Jährigen belastet hatte. Für diesen Angeklagten hatte die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft wegen gemeinschaftlichen Mordes verlangt. Gegen den 45-Jährigen hatte sie auf vier Jahre und zehn Monate Haft wegen versuchter Strafvereitelung plädiert.
Die Anwälte der Verteidigung kritisierten den Kronzeugen in ihren Plädoyers als unglaubwürdig. Seine Aussagen im Prozess seien teils widersprüchlich gewesen. Details hätten sie sich vielfach nicht mit den objektiv ermittelten Tatsachen gedeckt. Er habe zudem erheblich Drogen konsumiert.
Die Hintergründe der veränderten Aussage des Kronzeugen ließen sich im Prozess nicht aufklären. Ein Polizist sagte zu Verhandlungsbeginn, er habe "aus Rockerkreisen" von einer hohen Geldzahlung an den Kronzeugen gehört. Diese Information stamme allerdings vom Hörensagen.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa