Sekretär sieht "feigen Angriff" Gänswein wittert Kampagne gegen Benedikt XVI.
09.02.2022, 12:05 Uhr
Kritiker würden die Gelegenheit nutzen, um mit dem früheren Papst "abzurechnen", sagte Georg Gänswein, Privatsekretär von Benedikt XVI.
(Foto: picture alliance/dpa)
Von Falschaussagen bis zur empathielosen Entschuldigung - gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. häufen sich derzeit die Vorwürfe. Dessen Privatsekretär Gänswein sieht darin eine Kampagne, die das Andenken des früheren Pontifex beschmutzen soll. "Es gibt hier viel Dreck", so der Erzbischof.
Papst Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein sieht rund um das Münchner Missbrauchsgutachten eine Kampagne gegen den emeritierten Pontifex. "Es gibt eine Strömung, die die Person und das Werk zerstören will", beklagte der Erzbischof in einem Interview der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera". Gewisse Leute hätten nie die Person, die Theologie und das Pontifikat Benedikts geliebt, meinte Gänswein. Für die Kritiker sei nun "die ideale Gelegenheit, abzurechnen" und das Andenken des Papstes zu verfluchen ("damnatio memoriae"), behauptete der 65-Jährige und ergänzte: "Leider lassen sich viele von diesem feigen Angriff täuschen, es gibt hier viel Dreck. Das ist eine traurige Sache."
In dem Gutachten um jahrzehntelangen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen wird Benedikt XVI. aus seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) vorgeworfen, bei vier Fällen falsch gehandelt zu haben. Für Empörung sorgte, dass er in seiner Stellungnahme für das Gutachten abstritt, an einer brisanten Sitzung 1980 teilgenommen zu haben. Nachdem ihm die Teilnahme aber durch ein Protokoll nachgewiesen wurde, wurde in Benedikts Namen erklärt, dass die falschen Angaben ein Versehen seiner Mitarbeiter gewesen seien.
"Ja, eine kleine Gruppe von qualifizierten Leuten hatte Benedikt geholfen, dann gab es diesen Fehler und leider ist der niemandem aufgefallen", sagte Gänswein. "Es bleibt der Fakt, dass ein Fehler und eine Lüge zwei unterschiedliche Dinge sind." Benedikt hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Brief bereits den Fehler bedauert und sich gegen den Vorwurf der Lüge gewehrt. Zugleich bat er die Opfer, die an seinen Einsatzorten sexuellen Missbrauch durch Geistliche erlebt hatten, um Entschuldigung. Die Reaktionen auf die lange erwartete Stellungnahme reichten von Wut und enttäuschter Kritik bis hin zu "menschlich und geistlich tief bewegend".
Quelle: ntv.de, mbu/dpa