Panorama

Antisemitische Schmierereien Gedenkstätten-Stiftung beklagt Hassbotschaften in Gästebüchern

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Jeden Tag besuchen etwa 2000 Menschen die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg.

Jeden Tag besuchen etwa 2000 Menschen die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg.

(Foto: picture alliance / photothek.de)

Seit dem Terrorangriff der Hamas nehmen antisemitische und israelfeindliche Attacken auf dem Gelände der Gedenkstätte Sachsenhausen zu. Laut dem Direktor der Stiftung kann das nicht verhindert werden, die Täter bleiben anonym. Er fordert ein großes Bündnis im Kampf gegen Antisemitismus.

Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, hat eine Zunahme antisemitischer Schmierereien und Hassbotschaften in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg nördlich von Berlin beklagt. "Wir mussten Gästebücher austauschen beziehungsweise konnten sie nicht mehr auslegen, weil sie voll waren von Hassbotschaften", sagte er.

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober sei auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers eine wachsende Zahl von antisemitischen und israelfeindlichen Attacken festzustellen. "Das hat sehr stark zugenommen, unter anderem und perfider Weise gerade an den Haftstätten, in den sogenannten Baracken 38 und 39, wo sich jüdische Häftlinge befunden haben."

Für die Gedenkstätte Sachsenhausen ist es laut Drecoll schwer, solche Taten zu verhindern und die Täter ausfindig zu machen. "Die Gedenkstätte ist ja frei zugänglich und es sind bis zu 2000 Menschen pro Tag hier. Wir können das gar nicht überwachen, selbst wenn wir es wollten. Und es muss ja auch ein offener, transparenter und freier Ort bleiben."

Täter bleiben meist unbekannt

Die Gedenkstätte arbeite sehr gut mit den Sicherheitskräften, mit der örtlichen Polizei zusammen, und bringe verfassungsfeindliche Symbole auch zur Anzeige, sagte Drecoll. Die Schmierereien und Hassbotschaften kämen allerdings nicht so häufig in den geführten Gruppen vor, sodass sich die Verantwortlichen schwer identifizieren ließen. "Deshalb ist es für uns gar nicht so leicht, das für die Zukunft zu verhindern."

Es sei ein deutlich größeres Bündnis nötig, um Antisemitismus einzudämmen. Dafür reiche die Bildungsarbeit der Gedenkstätten nicht aus. "Da braucht es die Schulen, da braucht es die Elternhäuser. Das können wir nicht leisten", so der Stiftungs-Direktor. Auch die Werte für die AfD in Wahlumfragen betrachte er mit großer Sorge. "Alle minderheitsdiffamierenden, menschenfeindlichen Äußerungen, Parteien und Gruppen, die das vertreten, konterkarieren unsere Arbeit."

Zwischen 1936 und 1945 waren im Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg nach Angaben der Gedenkstätte mehr als 200.000 Menschen inhaftiert, darunter Juden und Sinti und Roma. Zehntausende Häftlinge seien durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen umgekommen oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen der SS.

Quelle: ntv.de, tkr/dpa

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