Panorama

Hilfe bei der Ankunft benötigtBahn transportiert Flüchtlinge über Berlin hinaus

03.03.2022, 12:50 Uhr (aktualisiert)
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Wenn man "da" ist, ist man noch lange nicht angekommen: Flüchtende brauchen Hilfe bei der Ankunft in Sicherheit. (Foto: dpa)

Flucht aus der Heimat - oft nur mit dem Nötigsten in einem kleinen Koffer, einem Rucksack, einer Tüte. Die Menschen aus der Ukraine haben alles hinter sich gelassen, nun brauchen sie alles für den Neustart, wenn sie an Deutschlands Bahnhöfen ankommen.

Geflüchtete aus der Ukraine dürfen ab sofort kostenlos den Nahverkehr in Deutschland nutzen. Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, dass Geflüchtete mit ukrainischem Pass oder Personalausweis kostenlos alle Fernzüge aus Polen in Richtung Deutschland nutzen können. Nun stehen ihnen auch die Züge des Nahverkehrs kostenlos zur Verfügung, wie der Deutschlandtarifverbund - ein Zusammenschluss von über 60 Trägern und Unternehmen - in Frankfurt mitteilte. Denn immer wieder wurde berichtet, dass die Verzweiflung, endlich am Hauptbahnhof Berlin angekommen, sehr groß sei, wie es weitergehe, wenn Geflüchtete zu Freunden und Familien außerhalb Berlins weiterreisen möchte: "Absolutes Chaos" herrsche, niemand stehe dort bereit und hilft, es gibt kaum Übersetzer oder eine helfende Infrastruktur", sagt eine Berlinerin. "Mein Mann und ich sind gerade dabei, uns zu organisieren, um selber dorthin zu fahren und zu helfen."

Ukrainischer Pass gilt als Ticket

"In enger Kooperation mit der DB Fernverkehr AG, deren Züge die Geflüchteten ebenfalls kostenlos nutzen können, möchte der DTV allen Flüchtlingen des Ukraine-Kriegs eine sichere Fahrt zu Angehörigen, Freunden oder Aufnahmestellen für Flüchtlinge anbieten können", teilt der Verbund mit. Der ukrainische Pass gilt dabei unkompliziert als Ticket. Dies gelte "bis auf Weiteres" für alle Verkehrsmittel des Schienenpersonennahverkehrs.

Dass die Menschen nicht nur fliehen, sondern auch ankommen können, ist essenziell. Was es braucht, um Geflüchteten die Ankunft zu erleichtern, ist spätestens seit der Aufnahme der Geflüchteten 2015 bekannt. Ein Überblick:

  • seelische Betreuung und Dolmetschende bei Ankunft der Züge, es sind massig Kinder dabei, teils schwer traumatisiert

  • Familien kommen nicht komplett an, es sind v.a. Frauen mit Kindern und Alte

  • es fehlt komplett an kommunikativen Schnittstellen zwischen den Anlaufstellen und Behörden (auch bei der Bundespolizei und der Deutschen Bahn)

  • es sind Verletzte dabei (bereits ärztlich versorgt, es geht um Nachsorge)

  • bei den Anlaufstellen, als auch am Bahnhof, sollte an mobile Sitzmöglichkeiten oder Rollstühle gedacht werden

  • es fehlt am Bahnhof an einer gewissen Grundversorgung (Lebensmittel, Hygieneartikel)

  • es braucht Hinweistafeln und Orientierung für die Flüchtlinge

  • viele Flüchtlinge haben kein Geld für eine Weiterfahrt in Städte von Bekannten

"Humanitäre Bahnverbindung" für Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg

Zwischen dem Westen der Ukraine und Tschechien startet eine neue "humanitäre Bahnverbindung". Täglich wird jeweils ein Zug in beide Richtungen verkehren, wie das private Bahnunternehmen Regiojet mitteilte. Die Route führt von Prag über die polnische Grenzstadt Przemysl nach Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine.

Auf dem Hinweg sollen auf Güterwagen tonnenweise Hilfsgüter in die von Russland angegriffene Ex-Sowjetrepublik gebracht werden, denn in der Ukraine nimmt der Mangel an Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln rasant zu. Auf dem Rückweg können bis zu 400 Ukraine-Flüchtlinge in Liegewagen mitgenommen werden. Sie werden den Angaben zufolge mit Getränken und Lebensmitteln versorgt. Analog zu einer Luftbrücke wird das Projekt "Zugbrücke" genannt. Zuvor hatte bereits die tschechische Staatsbahn Ceske Drahy (CD) einen Pendelverkehr eingerichtet. Diese Züge verbinden die tschechische Stadt Ostrava mit der ukrainischen Kleinstadt Tschop an der slowakischen Grenze.

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(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 01. März 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, soe/dpa

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