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Strenge Regeln bis weißer Rauch Geheimer Wahlritus in der Sixtinischen Kapelle: Wie läuft das Konklave?

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Der Einzug der Kardinäle ins Konklave 2005.

Der Einzug der Kardinäle ins Konklave 2005.

(Foto: dpa)

Die Versammlung der Kardinäle zum Konklave ist bis heute ein sehr geheimnisvolles Ritual. 16 Tage nach dem Tod von Papst Franziskus ist es wieder so weit: 133 Männer in Rot entscheiden darüber, wer der nächste Pontifex wird. Der Ablauf ist bis ins kleinste Detail festgelegt. Das muss man wissen.

Wie wurde das Konklave zur Papstwahl einberufen?

Nach dem Tod von Papst Franziskus und seiner Beisetzung wurde das Konklave für den 7. Mai einberufen. Das Datum hat die sogenannte Generalkongregation festgelegt. Dabei handelt es sich um eine Versammlung der in Rom anwesenden Kardinäle. Sie ist sozusagen die geschäftsführende Regierung in der Zeit nach dem Tod eines Papstes und der Wahl eines Nachfolgers. Das Gremium musste einen Termin frühestens am 15. und spätestens am 20. Tag nach Eintritt dieser Sedisvakanz genannten Zeit ohne Papst benennen. Der späteste Termin wäre der 11. Mai gewesen.

Was heißt Konklave?

Der Begriff stammt vom lateinischen "cum clave", was "mit dem Schlüssel" oder "geschlossenes Gemach" bedeutet, weil die Beratungen und Abstimmungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Wer leitet es?

Die Leitung des Konklaves zur Papstwahl übernimmt der Dekan des Kardinalskollegiums. Ist er älter als 80 Jahre und damit nicht mehr wahlberechtigt, fällt die Rolle dem ältesten wahlberechtigten Kardinalbischof zu. Da sowohl der amtierende Dekan Giovanni Battista Re als auch andere ranghohe Kardinalbischöfe das Wahlalter überschritten haben, wird das Konklave 2025 vom ranghöchsten wahlberechtigten Kardinal, Pietro Parolin, geleitet.

Wie läuft ein Konklave ab?

Zu Beginn versammeln sich die Kardinäle zu einer Heiligen Messe im Petersdom. Anschließend ziehen sie in die Sixtinische Kapelle ein und werden dort vereidigt. Mit dem Ruf "Extra omnes" fordert der Päpstliche Zeremonienmeister dann alle Nicht-Wahlberechtigten auf, die Kapelle zu verlassen. Die Eingänge werden verschlossen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt das eigentliche Konklave, bei dem die Kardinäle in geheimer Wahl den neuen Papst wählen. Die Wahlgänge finden nach einem festgelegten Zeremoniell statt, wobei für eine gültige Wahl eine Zweidrittelmehrheit erforderlich ist. Mehrere Wahlgänge sind normal.

Wer darf wählen?

Wahlberechtigt sind alle Kardinäle, die vor dem Tag des Beginns der Vakanz des Apostolischen Stuhls am 21. April 2025 noch keine 80 Jahre alt sind. Das sind derzeit 133 Kardinäle.

Wer kann Papst werden?

Laut der Deutschen Bischofskonferenz kann nach dem Kirchenrecht jeder getaufte, männliche, unverheiratete Katholik zum Papst gewählt werden. Der letzte nicht als Kardinal gewählte Papst war allerdings Urban VI. im 14. Jahrhundert. Erwartet wird, dass der künftige Papst aus den Reihen der wählenden Kardinäle kommt.

Wie wird gewählt?

Die Kardinäle erhalten mehrere rechteckige Stimmzettel, auf deren oberer Hälfte die Worte "Eligo in Summum Pontificem" ("Ich wähle den höchsten Pontifex") stehen. Jeder Wähler schreibt den Namen seines Kandidaten auf den Zettel, und zwar möglichst so, dass die Schrift keinen Hinweis auf den Wähler gibt. Nachdem jeder wahlberechtigte Kardinal seinen Stimmzettel ausgefüllt hat, bringt er seinen Stimmzettel zur Wahlurne am Altar an der Stirnseite der Sixtinischen Kapelle: zuerst die Kardinal-Bischöfe, dann die Kardinal-Priester, zuletzt die Kardinal-Diakone. Bevor ein Kardinal seinen Stimmzettel in die Urne gibt, spricht er mit erhobener Hand die Eidesformel: "Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich den gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollte."

Was passiert, wenn ein Kardinal während des Konklaves erkrankt?

Für kranke Kardinäle, die in der Sixtinischen Kapelle sitzen, aber nicht zum Altar gehen können, werfen die Wahlhelfer die Stimmzettel in die Urne. Die Voten von Kranken aus dem Domus Santa Marta bringen die Infirmarii nach strengem Reglement in einer gesonderten Urne. Die Wahlzettel in der Urne werden zunächst gemischt und dann gezählt. Stimmt die Zahl der Zettel mit der der Wähler überein, werden die Stimmen öffentlich ausgezählt. Stimmt die Zahl der Wahlzettel nicht mit der der Wähler überein, beginnt sofort ein neuer Wahlgang. Das Ergebnis des Wahlgangs wird sofort nach der Auszählung bekannt gegeben.

Wie wird die Geheimhaltung gewährleistet?

Die Kardinäle schwören zu Beginn Geheimhaltung, auch alle Sicherheitsleute, Ärzte und Reinigungskräfte müssen vorher einen Eid ablegen. Tragen sie dennoch Informationen über die Wahl nach außen, sind sie automatisch aus der katholischen Kirche ausgeschlossen. Diese Regelung hatte Papst Benedikt XVI. vor seinem Rücktritt noch einmal verschärft. Zuvor lag es im Ermessen des neuen Papstes, wie ein Verräter bestraft wird.

Ein faradayscher Käfig in der Sixtinischen Kapelle und Störsender unter dem Boden sollen Abhöraktionen verhindern. Die Fenster werden verhängt, die Kapelle gründlich nach Wanzen durchsucht. Mit ihrem Einzug ins Gästehaus Santa Marta müssen die Kardinäle jeden Kontakt zur Außenwelt abbrechen, auch Fernsehen, Zeitung, Radio, Telefon und Internet sind verboten. Während der Wahl dürfen sie den Vatikan nicht verlassen. Das Gästehaus ist weiträumig abgesperrt, auf ihrem Weg zur Sixtinischen Kapelle werden die Kardinäle begleitet.

Bei der Wahl von Papst Benedikt XVI. 2005 muss es trotzdem eine undichte Stelle gegeben haben. Damals hatte der deutsche TV-Sender Phoenix etwa zehn Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe vermeldet, dass Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde.

Was hat es mit dem schwarzen und dem weißen Rauch auf sich?

Aus diesen Öfen kommt der Rauch, auf den die Welt schaut.

Aus diesen Öfen kommt der Rauch, auf den die Welt schaut.

(Foto: dpa)

Spätestens seit 1878 ist der Rauch fester Bestandteil des Konklaves. Schwarzer oder weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle verkündet das Ergebnis der Abstimmung. Steigt schwarzer Rauch auf - jahrhundertelang durch feuchtes Stroh mit Öl oder Pech erzeugt - wird damit verkündet: Es ist keine Entscheidung gefallen. Ist über dem Kamin der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch zu sehen, ist es das Zeichen, dass ein neuer Papst gewählt wurde.

Nach dem ersten Wahlgang am Eröffnungsabend des Konklaves und dann nach je zwei Wahlsitzungen am Vormittag und am Nachmittag werden die Stimmzettel - und aus Gründen der Geheimhaltung auch alle Notizen zur Wahl - verbrannt. Das geschieht in zwei gusseisernen Wahlöfen, die wenige Tage vor Beginn des Konklaves in der Kapelle aufgestellt wurden. Lange Rohre leiten den Rauch von dort bis zum Dach des Gebäudes.

In einem Ofen, der seit 1939 verwendet wird, werden die ausgezählten Wahlzettel verbrannt. Im zweiten Ofen, der 2005 erstmals zum Einsatz kam, wird mithilfe von Chemikalien schwarzer oder weißer Rauch produziert. Der schwarze Rauch wird nach Angaben des Vatikans mit Kaliumperchlorat, Anthracen und Schwefel erzeugt, für den weißen Rauch wird Kaliumperchlorat, Laktose und ein spezielles Harz von Nadelbäumen verwendet. Allerdings ist seine Farbe nicht immer klar zu deuten. Nach der Wahl von Johannes Paul II. 1978 verwirrte grauer Rauch die Wartenden auf dem Petersplatz. Auch bei der Wahl von Benedikt XVI. 2005 war minutenlang nicht klar, ob der Rauch nun schwarz oder weiß ist.


Wie lange wird das Konklave dauern?

Bei den fünf Päpsten seit 1963 ging es meist schnell: Am zweiten oder dritten Tag war die Sache entschieden. Das letzte Mal, dass es fünf Tage dauerte, ist schon mehr als 100 Jahre her: 1922 benötigte Pius XI. 14 Wahlgänge. 2005, bei Benedikt XVI., waren es vier, 2013 fünf. Manche meinen, dass es sich dieses Mal hinziehen könnte, weil das Kardinalskollegium so international ist wie noch nie. Aber das muss nicht sein.

Was geschieht nach der Wahl?

Der Gewählte wird gefragt, ob er annimmt und welchen Namen er tragen will. Dann geht es in die Sakristei, auch "Kammer der Tränen" genannt. Hier kann der neue Pontifex mit seinen Gefühlen noch einmal allein sein. Und er bekommt seine neuen Gewänder: von rot zu weiß. Sicherheitshalber liegen drei Größen bereit, ebenso eine Stola aus Goldbrokat. Papst Franziskus wählte hier eine schlichte weiße Soutane ohne die rote Mozetta (ein Samtumhang) und verzichtete auf die traditionelle Tiara sowie weitere Insignien von Reichtum und Macht. Er behielt auch seine eigenen orthopädischen Schuhe an. Dann geloben die anderen Kardinäle dem neuen Papst einzeln Gehorsam. Er spricht ein letztes Gebet und tritt dann auf den Balkon des Petersdoms, um den Segen "Urbi et Orbi" zu spenden.

Wer gibt den Namen des neuen Papstes bekannt?

Diese Rolle fällt dem Franzosen Dominique Mamberti zu. Der 73-jährige Kurienkardinal und Kardinalprotodiakon wird auf den Balkon des Petersdoms treten und verkünden: "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst"). Ausnahme: Er wird selbst gewählt. Danach sieht es aber nicht aus.

Quelle: ntv.de, sba

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