"Diese Leute sind Helden" Gouverneur lobt Einsatz von Polizisten kurz vor Brückeneinsturz
27.03.2024, 17:59 Uhr Artikel anhören
Marylands Gouverneur Wes Moore gibt in der Nähe des Unglücksortes ein Statement ab.
(Foto: AP)
In Baltimore rammt das Containerschiff "Dali" die Francis-Scott-Key-Brücke und bringt sie zum Einsturz. Sekunden vor der Kollision gelingt es Polizisten, den Verkehr auf der Überführung zu stoppen. Marylands Gouverneur lobt die Beamten für ihr beherztes Eingreifen.
Die Warnung kam mitten in der Nacht und war zwölf Sekunden lang. Ein gewaltiger Frachter halte ungesteuert auf die Francis-Scott-Key-Brücke in Baltimore zu, funkte der Fahrdienstleiter. Nach etwa 90 Sekunden meldeten Polizisten, es sei ihnen gelungen, den Verkehr auf der Brücke zu stoppen. Jetzt sei er gerade noch dabei, einen Trupp Bauarbeiter auf dem Bauwerk zu warnen, sagte einer. Doch es war zu spät.
Ohne Strom und mit riesigen Containern beladen, krachte die "Dali" in einen Stützpfeiler. "Die ganze Brücke ist einfach abgestürzt", berichtete ein Beamter - außer sich über das, was danach passierte. "Die ganze Brücke ist einfach zusammengebrochen."
Vermisste stammen aus Lateinamerika
Die 300 Meter lange "Dali" war unter der Flagge Singapurs auf dem Weg von Baltimore nach Sri Lanka. Inspektionen gab es nach Angaben der Hafenbehörde in Singapur zuletzt im Juni und September vergangenen Jahres. Im September wurde dabei ein fehlerhaftes Messgerät für den Kraftstoffdruck in Ordnung gebracht.
Die "Dali" rauschte in Baltimore nach Angaben von Marylands Gouverneur Wes Moore mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 Kilometern pro Stunde auf die 2,6 Kilometer lange Brücke zu. Auf einem Video ist zu sehen, dass bis fast zuletzt immer noch Autos auf der Brücke fuhren. Einige konnten offenbar nur Sekunden vor der Kollision entwischen. Durch den Aufprall brach ein Brückenbogen innerhalb von Sekunden ab und stürzte in den Patapsco River.
Mindestens acht Menschen stürzten ins Wasser. Zwei wurden gerettet. Die anderen sechs gehörten zu einem Bautrupp, der Schlaglöcher auf der Brücke flickte. Sie werden vermisst und gelten als tot. Die Suche nach den Leichen wurde am Morgen fortgesetzt, wie Polizeisprecherin Elena Russo mitteilte. Unter den Vermissten waren nach Angaben von Diplomaten Menschen aus Guatemala, Honduras und Mexiko.
"Stellen Sie sich vor, Sie wissen, dass sie fallen"
Jesus Campos hat selbst für die betroffene Baufirma auf der Brücke gearbeitet und kannte einige der jetzt Vermissten. Man habe ihm gesagt, sie hätten gerade Pause gemacht, berichtete er. Einige hätten in ihren Fahrzeugen gesessen. Er wisse, wie sich das anfühle, wenn so ein Riesending vorbeifahre. "Stellen Sie sich vor, Sie wissen, dass sie fallen", sagt Campos. "Man wüsste nicht, was man tun könnte."
Die Francis-Scott-Key-Bridge ist ein wichtiges Bindeglied im Straßennetz der Region im US-Staat Maryland. Als die "Dali" mitten in der Nacht gegen den Brückenpfeiler krachte, war es noch wenige Stunden bis zum Start des morgendlichen Berufsverkehrs. Im vergangenen Jahr wurden auf der Francis-Scott-Key-Bridge zwölf Millionen Fahrzeuge gezählt.
Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sprach von einer unglaublichen Tragödie. Gouverneur Moore war dagegen immer noch dankbar für die beherzte Reaktion von Polizei und Fahrdienstleitung, die Menschen das Leben gerettet habe. "Diese Leute sind Helden", sagte er.
Quelle: ntv.de, jpe/AP