Panorama

Krisensitzung im Elysée-Palast Grippewelle überrollt Frankreich

Die Dunkelziffer der an Grippe Erkrankten ist besonders hoch. Denn nicht jeder geht zum Arzt.

Die Dunkelziffer der an Grippe Erkrankten ist besonders hoch. Denn nicht jeder geht zum Arzt.

(Foto: dpa)

Knapp 800.000 Menschen sind in Frankreich an Grippe erkrankt. Die besonders schweren Fälle müssen in Kliniken behandelt werden. Doch für sie gibt es kaum noch Kapazitäten. Deswegen richtet die Gesundheitsministerin nun einen dringenden Appell an die Mediziner.

Wegen der anhaltenden Grippewelle im Land hat Frankreichs Staatschef François Hollande eine Krisensitzung einberufen. An dem Treffen im Pariser Elysée-Palast nahmen unter anderen Gesundheitsministerin Marisol Touraine und der Chef der Pariser Krankenhäuser Martin Hirsch teil, wie das Büro des Präsidenten mitteilte.

Frankreich leidet derzeit unter einer schweren Grippewelle. In vier Wochen sprachen mehr als 780.000 Menschen wegen Grippesymptomen bei ihrem Hausarzt vor. Seit Beginn der Grippe-Epidemie im November sind nach offiziellen Schätzungen landesweit 627 Patienten mit schweren Grippesymptomen auf der Intensivstation behandelt, 52 von ihnen starben.

Zahlreiche Krankenhäuser in Frankreich stoßen inzwischen an ihre Grenzen. Gesundheitsministerin Touraine rief die Kliniken auf, nicht dringend erforderliche Operationen zu verschieben, um Betten freizumachen. Sie warnte, an der Grippe drohten in diesem Jahr besonders viele Menschen zu sterben; die Epidemie sei "besonders intensiv".

142 von den 850 öffentlichen Krankenhäusern des Landes hätten eine angespannte Lage gemeldet, sagte Touraine. "Es wird schwierig, Betten für alle zu finden", berichtete ein Arzt eines Krankenhauses in Lyon dem Sender Franceinfo. Auch in Deutschland wurden bereits Tausende Grippefälle registriert. Ob die Lage so schlimm wird, wie in Frankreich ist nach Expertenmeinung ungewiss.

Grippewelle begann besonders früh

Die Grippewelle habe in diesem Jahr früh begonnen, erklärte Ministerin Touraine. Es handelt sich nach offiziellen Angaben vor allem um Influenza-Viren des Subtyps A (H3N2), die besonders für alte Menschen gefährlich sind. Die Behörden erwarten, dass der Scheitelpunkt der Epidemie in Kürze überschritten wird.

Auch in Deutschland beobachtete das Robert Koch-Institut (RKI) einen relativ frühen Beginn der Grippewelle - womöglich habe sie in Frankreich noch eher begonnen, sagte die RKI-Grippe-Expertin Silke Buda. Dadurch sei in Frankreich eine stärkere Überlagerung der Grippewelle mit der Aktivitätsphase anderer Viren denkbar, die ebenfalls Atemwegserkrankungen hervorrufen.

Hierzulande gab es laut RKI ebenfalls bereits mehrere Ausbrüche und Todesfälle in Krankenhäusern, vorrangig betroffenen waren Menschen von deutlich über 60 Jahren. "Es kann sein, dass sich die Situation auch bei uns in den Krankenhäusern noch verschärft", sagte Buda. Auch ein Überschwappen der Grippewelle von Frankreich nach Deutschland sei vorstellbar, müsse aber nicht geschehen.

Nach Daten des Wochenberichts der Arbeitsgemeinschaft Influenza sind in Deutschland in diesem Winter bisher rund 6700 bestätigte Grippefälle gemeldet worden, davon rund 2000 in der ersten Januarwoche. Knapp ein Drittel der Betroffenen musste ins Krankenhaus. Tatsächlich dürften noch mehr Menschen mit Grippe im Bett liegen - längst nicht jeder Grippefall wird im Labor bestätigt und gemeldet - und längst nicht jede Ansteckung mit einem Grippevirus führt zu einer schweren Erkrankung.

Quelle: ntv.de, mmo/kpi/AFP/dpa

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