Von der Komplizin zum Opfer? Frau entkommt Folterkeller unter tschechischem "Horror"-Haus


Eine junge Frau flüchtet nachts aus einem Folterkeller in einem abgelegenen tschechischen Dorf. Monatelang soll sie dort gequält und misshandelt worden sein. Bei ihrem Peiniger handelt es sich offenbar um einen Wiederholungstäter - und bei dem Opfer laut Zeugen um dessen ehemalige Komplizin.
Es ist der 16. Februar, als eine verängstigte Frau mitten in der Nacht durch das verlassene tschechische Dorf Sirem irrt. Mit kahl geschorenem Kopf und einer Eisenkette um den Hals klopft sie Hilfe suchend an Türen, erst beim zehnten Haus hat sie Glück. "Wir haben sie von der Kette befreit und die Polizei gerufen", berichtete die Anwohnerin, die ihr schließlich öffnete, der tschechischen Nachrichtenseite Idnes.cz.
Die junge Frau soll seit November letzten Jahres im Keller eines verlassenen Hauses in dem Ort knapp 70 Kilometer westlich von Prag eingesperrt und vergewaltigt worden sein. Letztlich habe sie die Kette, mit der sie an die Wand gefesselt war, aus der Verankerung reißen, ein Kellerfenster einschlagen und dadurch flüchten können. Das geht aus einem Bericht von CNN Prima News hervor. Laut dpa-Informationen werde das Opfer nun psychologisch betreut. Tschechische Medien sprechen von einem "erschütternden Fall" und einer "Horror"-Tat.
Tat erinnert an Fall von 2021
Bei dem Täter soll es sich um den 40-jährigen Karel N. handeln, der 2022 bereits in einem ähnlichen Fall verurteilt worden war. Bereits im März 2021 hatte der Lkw-Fahrer laut CNN Prima News eine damals 22-Jährige in sein Haus in der Stadt Kryry gelockt und sie dort eingesperrt und misshandelt.
In einem Interview mit Seznamzpravy.cz verriet das erste Opfer, ihren Vergewaltiger zu diesem Zeitpunkt bereits gekannt zu haben. Denn vor ihrer Entführung sei es zu einem ersten Treffen mit einvernehmlichem Sex gekommen. Nachdem sie kurze Zeit später ihren Job verloren hatte, habe Karel N. ihr einen Job als Hostess angeboten. "Ich sollte in Einkaufszentren Parfüm verkaufen und vorher für ein Fotoshooting zu ihm kommen." Zuvor habe sie sich allerdings vergewissert, dass es sich um ein rein berufliches Treffen handelte und klargestellt, dass sie keine weitere intime Beziehung mit ihm eingehen wolle. Zunächst sei alles unauffällig verlaufen, doch nach Hause war sie an diesem Abend nicht mehr gekommen.
"Nach dem Shooting gab er mir ein Getränk, von dem ich mich benommen fühlte", erzählte sie weiter. Sie habe versucht, zu gehen, sei von N. allerdings daran gehindert worden. Dann habe er sie mit Ketten gefesselt, ihr eine Hundemaske auf den Kopf gesetzt und sie geschlagen und vergewaltigt. "Als ich schrie, stopfte er mir einen Waschlappen in den Mund. Ich hatte außerdem ein Elektrohalsband um, mit dem er mir Stromschläge versetzte", berichtete die Frau.
Am nächsten Tag hatte es die junge Frau geschafft, sich zu befreien und - ähnlich wie bei dem Fall in Sirem - bei Nachbarn um Hilfe zu bitten, die daraufhin die Polizei verständigt hatten. Karel N. war gefasst und von einem Gericht zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Doch nur ein Jahr später habe sein erstes Opfer ihn auf offener Straße gesehen, wie sie im Interview sagte.
Denn N. war nach dem Urteil in Berufung gegangen und 2022 mit einer fünfjährigen Bewährungsstrafe aus der Haft entlassen worden, nachdem das Bezirksgericht in Usti nad Labem das vorherige Urteil für unverhältnismäßig hart erklärt hatte.
Neben N. habe sich laut der jungen Frau damals auch eine weitere Person in dem Folter-Haus befunden - angeblich seine Freundin. Sie soll bei der schrecklichen Tat mitgeholfen haben. Was aus ihr wurde, war zunächst unklar. Doch laut Zeugenaussagen könnte sie in Verbindung zu dem neuen Fall stehen.
Wurde Ex-Komplizin zum Opfer?
Laut CNN Prima News hätten sich drei Zeugen unabhängig voneinander an den Nachrichtensender gewendet und berichtet, dass es sich bei Karel N.s jüngstem Opfer um die Person handele, die ihm 2021 bei Entführung, Folter und Vergewaltigung der jungen Frau in Kyry geholfen haben soll. Noch gibt es allerdings keine Angaben aus Ermittlerkreisen, die die Zeugenaussagen stützen.
Karel N. werden laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums in Usti nad Labem nun Freiheitsberaubung, Vergewaltigung und Nötigung vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu zwölf Jahre Gefängnis. Da er aufgrund seiner Tätigkeit als Lkw-Fahrer regelmäßig im Ausland sei, bestehe akute Fluchtgefahr, sagte Katerina Dousova, stellvertretende Staatsanwältin von Usti nad Labem, gegenüber CNN Prima News. Der 40-Jährige werde deshalb vorerst in Untersuchungshaft behalten.
Quelle: ntv.de