Übelkeit und Erbrechen bei weiteren GästenHotel in Istanbul nach Vergiftung von deutscher Familie evakuiert

Im Fall der in Istanbul verstorbenen Hamburger Familie rückt das Hotel in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Ein Raum soll kürzlich mit Pestiziden behandelt worden sein. Weitere Touristen klagen über Vergiftungserscheinungen.
Im Istanbuler Vergiftungsfall gerät das Hotel in den Fokus der Ermittlungen. Nach dem Tod einer Frau und ihrer beiden Kinder aus Hamburg ist das Hotel, in dem die Familie untergebracht war, evakuiert worden. Alle Gäste seien in andere Hotels gebracht worden, berichtet die Zeitung "Birgün". Zuvor hätten zwei weitere Gäste des Hotels mit Vergiftungserscheinungen gelitten. Sie seien wegen Übelkeit und Erbrechen ins Krankenhaus gebracht worden.
Die Polizei nahm am Samstag drei weitere Verdächtige fest, darunter einen Hotelangestellten der Unterkunft im Stadtteil Fatih. Insgesamt gab es im Zusammenhang mit den Todesfällen nun sieben Festnahmen.
Die Mutter und ihre Kinder im Alter von drei und sechs Jahren starben mutmaßlich an einer Lebensmittelvergiftung. Die Spurensicherung der Polizei nahm Trinkwasserproben in dem Hotel. Genaueren Aufschluss sollen Laborergebnisse geben, die noch ausstehen. Ein erster Autopsiebericht lieferte der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge kaum nennenswerte Hinweise.
Laut einem Bericht der Zeitung "Hürriyet" wurde festgestellt, dass ein Zimmer im Erdgeschoss mit Chemikalien desinfiziert worden sei. Bei den beiden anderen Festgenommenen handele es sich um zwei Schädlingsbekämpfer. In der Türkei werden oftmals Chemikalien gegen Ungeziefer verwendet.
Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei um eine in Deutschland lebende türkische Familie. Sie war nach Istanbul gekommen, um Urlaub zu machen. Die Eltern und ihre Kinder im Alter von drei und sechs Jahren waren am Mittwoch erkrankt. Zuvor sollen sie im Uferviertel Ortaköy am Fuße einer Brücke über den Bosporus mehrere beliebte Streetfood-Gerichte gegessen haben. Die Familie wurde ins Krankenhaus gebracht. Für die Kinder und später auch die Mutter konnten die Ärzte nichts mehr tun. Der Vater solle sich weiter im Krankenhaus befinden.
Die drei Hamburger wurden am Samstag im westtürkischen Afyonkarahisar beigesetzt. Die Familie hat türkische Wurzeln. Der Vater der Familie wird auf einer Intensivstation in Istanbul behandelt. Bei den neuen Krankheitsfällen handele es sich um Touristen aus Italien und Marokko. Sie schweben Anadolu zufolge nicht in Lebensgefahr.
Bereits am Freitag waren vier Verdächtige festgenommen worden. Laut dem Staatssender TRT geht es um Verkäufer von Süßigkeiten, gefüllten Muscheln und einem Gericht aus Kalbsdärmen (Kokorec). Ihnen werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, berichtete Anadolu. Demnach sind alle Verdächtigen wegen anderer Delikte vorbestraft. Die Behörden ließen einen Laden schließen, in dem die Hamburger Familie gegessen haben soll.