Anzahl überrascht Expertin Hunderte tote Quallen säumen Strand von Norderney
13.11.2023, 18:15 Uhr Artikel anhören
Eine Gefahr für den Menschen stellen die toten Quallen nicht dar.
(Foto: picture alliance/dpa)
Norderney kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Erst sorgt ein gestrandetes Segelboot auf der Insel für Furore. Nun liegen Hunderte tote Wurzelmundquallen am Strand. Dabei liegt das Fortpflanzungsgebiet der Tiere eigentlich im Atlantik und Ärmelkanal.
Hunderte angespülte, blau schimmernde Quallen sorgen zurzeit am Weststrand der ostfriesischen Insel Norderney für Aufsehen. Die leblosen Tiere sind mit der Strömung in den vergangenen Tagen an den Strand gespült worden. "Quallen haben wir immer wieder mal an der Nordseeküste", sagte Berit Finkennest, biologische Meereskundlerin im Wattenmeer-Nationalparkhaus Watt Welten auf Norderney. "Was schon ungewöhnlich ist, ist wie viele von denen wir zurzeit sehen." Laut der Expertin sind es mehrere Hunderte.
Bei den angespülten Quallen handelt es sich laut dem Nationalparkhaus um sogenannte Wurzelmundquallen (Rhizostoma octopus), deren Schirm einen Durchmesser von bis zu 60 Zentimeter haben kann. Nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer befindet sich das Fortpflanzungsgebiet dieser Quallenart im Atlantik und im Ärmelkanal. Nur mit der Strömung gelangen die Tiere in die Nordsee.
Das sei vor allem im Spätsommer oder Herbst der Fall, jetzt im November sei das Vorkommen in dieser Menge eher ungewöhnlich, sagte Finkennest. Die Experten gehen davon aus, dass der Wind die Tiere an der Wasseroberfläche in den vergangenen Tagen in Richtung Küste und damit nach Norderney getrieben hat. Inwieweit es auch an anderen Nordseeinseln ein höheres Aufkommen gab, war zunächst unklar.
Was höhere Quallen-Aufkommen auslösen könnte, sei nicht klar, sagte Finkennest. Es gebe mehrere mögliche Gründe. Diskutiert werde etwa, dass Quallenpopulationen von der Erwärmung der Meere durch den Klimawandel profitieren könnten - auch gebe es Hinweise, dass die Nesseltiere in ihrem sesshaften Stadium als sogenannte Polypen zusätzlichen Lebensraum an den Fundamenten von Offshore-Windkraftanlagen finden könnten. Noch fehlten konkrete Daten über längere Zeiträume zu Quallenvorkommen, sagte Finkennest.
Einige Inselgäste hätten sich wegen der vielen blauen Quallen schon besorgt gemeldet, sagte die Meereskundlerin. Doch eine Gefahr für Menschen bestehe nicht, so die Expertin. "Eine Wurzelmundqualle hat keinerlei Nesselfäden. Das heißt, da ist nichts, was brennen könnte."
Quelle: ntv.de, jpe/dpa