Aus Schaukel- wird Spätsommer "Im Süden geht die Hitzewelle bis mindestens Dienstag"
29.08.2024, 15:47 Uhr Artikel anhören
Es ist heiß - in Dresden sind Teile des Elbufers ausgetrocknet.
(Foto: dpa)
"Wir haben einen ziemlichen Schaukelsommer erlebt", sagt Björn Alexander im Interview. Und der meteorologische Herbst beginne sommerlich warm bis heiß. Das gilt vor allem für den Süden. Doch auch Unwetter sind zwischendurch möglich.
Geht es nach der Sonne, endet der Sommer erst am 22. September um 14.43 Uhr. Für Wetterexperten geht die heiße Jahreszeit dagegen bereits am 31. August zu Ende. Im Interview zieht ntv-Meteorologe Björn Alexander deshalb eine erste Bilanz. Und er gibt einen Ausblick: Wie wird das Wetter nach der großen Hitze, die es derzeit in ganz Deutschland gibt?
ntv: Mit dem August endet für die Meteorologen der Sommer. Wie ist die heiße Jahreszeit in diesem Jahr in der Wetterstatistik einzuordnen?
Björn Alexander: Auch wenn die komplette Bilanz des Sommers erst im September kommen wird, sind einige Eckpunkte schon jetzt fix. Alles in allem haben wir einen ziemlichen Schaukelsommer erlebt. Denn dauerhaft schöne und entspannte Phasen für ganz Deutschland waren eher rar gesät. Ein Muster, das sich inzwischen fast schon dauerhaft übers ganze Jahr etabliert hat und das auch im Sommer zu einer leicht überdurchschnittlichen Niederschlagsbilanz führen wird. Dabei haben die nassesten Orte, die allesamt in Bayern liegen, bis jetzt um die 650 bis 750 Liter pro Quadratmeter eingefahren.
Wo war es am trockensten?
Am wenigsten Regen vermeldete im Sommer 2024 die Wetterstation in Genthin in Sachsen-Anhalt. Hier sind es bisher nur knapp 100 Liter Regen je Quadratmeter. Alles in allem gab es teilweise erhebliche regionale Unterschiede, was der Verteilung der Unwetter- und Gewitterlagen geschuldet ist.
Zum Beispiel?
Bezogen auf Sachsen-Anhalt steht der Trockenheit in Genthin beispielsweise ein deutlicher Niederschlagsüberschuss mit über 300 Litern pro Quadratmeter in Kemberg-Radis gegenüber. Das entspricht in Genthin nur etwa 60 Prozent des Sommersolls, während es in Kemberg-Radis gut 180 Prozent sind.
Wie sieht es bei der Temperaturbilanz aus?
Hier liegen wir aktuell bei einem Temperaturmittel von knapp 18,5 Grad. Das entspricht gemessen am Zeitraum von 1961-1990 einem Temperaturüberschuss von etwas über 2 Grad bei einer etwas überdurchschnittlichen Sonnenausbeute, die am Ende wahrscheinlich bei um die 700 Sonnenstunden landen wird.
Zieht sich der "Schaukelsommer" in den meteorologischen Herbst hinein, der am Sonntag beginnt?
Sommerlich warm bis heiß sind die Aussichten zum Start in den September auf jeden Fall. Und auch die Tendenz zum Schaukeln will sich unsere Wetterküche vorerst nicht abgewöhnen. Wobei die experimentelle Langfristvorhersage den September 2024 - deutschlandweit betrachtet - aktuell eher durchschnittlich nass bis leicht zu trocken bewertet. Das entspräche am Ende rund 60 Litern Regen je Quadratmeter und würde uns somit reichlich Platz für einen ordentlichen Spät- und Altweibersommer lassen.
Wie sind die Prognosen bei den Temperaturen im September?
Zwischen leicht zu warm und deutlich zu warm ist alles mit im Rennen, was wiederum sehr plausibel ist. Durch den Klimawandel sind zu kalte beziehungsweise deutlich zu kalte Monate äußerst rar bis unwahrscheinlich geworden.
Wann gab es die letzten, deutlich zu kalten Monate?
Das war im April 2023, im April 2022 sowie im August 2021.
Kommen wir zum Wetterausblick: Welche Entwicklung wird erwartet?
Den vorläufigen Höhepunkt der Hitze erleben wir mit dem heutigen Tag. Damit bewegen sich weite Landesteile bei um die 30, in Spitzen bis 35, vielleicht auch 36 Grad. Das ist durchaus in Schlagdistanz zu den Hitzespitzen des bisherigen Jahres. Der heißeste Ort bisher war Bad-Neuenahr/Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Hier wurden am 13. August 36,5 Grad erreicht.
Wie geht es anschließend weiter?
Während unser Schönwetterhoch "Piet" schwächer wird und langsam weiterzieht, naht mit "Quentin" von Südwesten her zwar schon das nächste Hoch. Zwischendrin gibt es aber eine Lücke, die die Ausläufer von Nordmeertief "Wilhelma" ausfüllen wollen.
Mit welchen Folgen?
Dadurch strömt frischere Luft in den Nordwesten unseres Landes und schiebt der Hochsommerluft zwischendurch mal einen Riegel vor. Ansonsten hält sich die hochsommerlich warme und mitunter schwüle Luft. Zwischendrin bildet sich aber eine krawallgeladene Luftmassengrenze aus.
Was bedeutet das für die kommenden Tage?
Da im Süden die Luft vorerst nicht ausgetauscht wird, geht die Hitzewelle dort bis mindestens Dienstag kommender Woche weiter. Richtung Nordwesten wird es kurzzeitig frischer, bevor sich die Sommerluft wieder nordwärts ausbreitet. Dabei sind regional Blitz und Donner unterwegs. Das betrifft in der Nacht sowie am Freitag tagsüber einen Streifen von der Eifel und dem Niederrhein bis herauf an die Ostsee.
Welche Wettergefahren drohen uns?
Neben der teilweise großen Hitzebelastung, die durch die ansteigende Schwüle verstärkt wird, sind kräftige Gewitter drin. Und wenn es kracht, dann sind auch Unwetter durch Starkregen, Hagel und Sturmböen nicht auszuschließen.
Wie ist die Entwicklung am Wochenende?
Der Samstag bringt uns vor allem entlang der Landesmitte Schauer und Gewitter. Am Sonntag ist dann insbesondere im Westen und Südwesten das Schauer- und Gewitterrisiko erhöht. Im übrigen Land bleibt es derweil meistens sonnig und trocken.
Bei welchen Temperaturen?
Am Freitag ist es im Süden und teils im Osten nochmal sehr heiß mit 28 bis 34 Grad. Im Norden und Westen wird es derweil spürbar kühler, mit 21 bis 23 Grad. Im Laufe des Wochenendes schwappt die Wärme wieder nordwärts, sodass es am Sonntag verbreitet schwülwarme bis schwülheiße 25 bis 33 Grad werden. Frischer ist es nur an den Küsten bei um die 20 Grad.
Und kommende Woche?
Zu Beginn der neuen Wetterwoche bleibt es teils sonnig, teils gewittrig und weiterhin schwül mit Spitzen bis zu 32 oder 33 Grad. Deutlich weniger warm präsentieren sich nach wie vor die Küstenabschnitte im Seewind und mit um die 20 bis 22 Grad.
Quelle: ntv.de