Panorama

Infektionslage entspannt sich Impfpriorisierung fällt, Stoff aber knapp

impf.PNG

Viele dürften diesen Tag sehnsüchtig erwartet haben: Seit heute dürfen sich alle Bürger ab zwölf Jahren gegen Covid-19 impfen lassen. Doch die Freude über das Ende der Priorisierung ist getrübt: Die erwartete Nachfrage wird durch das vorhandene Vakzin-Angebot kaum erfüllt werden.

Vor dem Hintergrund weiter sinkender Corona-Neuinfektionen hat ein neues Kapitel der Impfkampagne begonnen: Zum einen endet in den Hausarzt-Praxen die Impfpriorisierung - die vorhandenen Impfstoffe können also grundsätzlich an alle Interessierten ab zwölf Jahren abgegeben werden. Zum anderen wird ab heute auch in den Betrieben geimpft.

Weil allerdings noch nicht genug Vakzine für alle Impfwilligen bereitstehen, warnen sowohl das Gesundheitsministerium als auch Ärztevertreter vor falschen Erwartungen. Die Bundesregierung hatte stets darauf verwiesen, dass es erst im Sommer ein Impfangebot für alle geben wird. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums werden in dieser Woche knapp 2,5 Millionen Impfdosen an die Impfzentren und rund 4,1 Millionen Impfdosen an Praxen und Betriebsärzte geliefert.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete 1117 neue Positiv-Tests. Das sind 861 weniger als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 24,3 von 24,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 22 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 89.244. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Corona-Tests positiv aus. Allerdings sind die Montagswerte meist weniger aussagekräftig, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter ihre Daten an das RKI übermitteln und weniger getestet wird.

Dem RKI zufolge weist zudem keines der 16 Bundesländer mehr eine Inzidenz über 30 auf. Die niedrigste Inzidenz meldet Mecklenburg-Vorpommern mit 8,6, den höchsten Wert das Saarland mit 29,8. Von den vom RKI ausgewiesenen 412 Regionen (Landkreise, kreisfreie Städte und die Berliner Bezirke) weisen nunmehr 343 eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 auf. Lediglich 19 Regionen liegen noch über der Schwelle von 50. Der Landkreis mit dem höchsten Fallaufkommen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche ist derzeit Hildburghausen in Thüringen (Inzidenz: 83,9). Danach folgen die in Bayern gelegenen Landkreise Kronach (80,9) und Günzburg (73,2). Am entspanntesten sieht es derzeit in den Landkreisen Goslar (Inzidenz: 0,7) und Vorpommern-Rügen (0,9) aus.

"Enttäuschung und Frust sind dabei vorprogrammiert"

Nachdem Ärztevertreter sowie einige Bundesländer lange eine Aufhebung der Priorisierung gefordert hatten, überwiegt nun die Sorge, dass die Praxen mit Anfragen überschwemmt werden. Die Impfstoff-Lieferungen seien "noch immer zu knapp für die hohe Nachfrage" und es "wird auch weiterhin zu unzuverlässig geliefert", sagte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigelt, der Funke-Mediengruppe. Zugleich werde mit der Aufhebung der Priorisierung und der Ankündigung der Kinder- und Jugendimpfungen die Nachfrage noch zunehmen.

Mehr zum Thema

"Enttäuschung und Frust sind dabei vorprogrammiert, da nicht sofort ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht", sagte auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, der "Rheinischen Post". Dennoch sei die Aufhebung der Priorisierung richtig gewesen, nicht zuletzt im Hinblick auf die mit der Vergabe von Impfterminen verbundene Bürokratie.

Patientenschützer kritisierten dagegen die von Bund und den 16 Landesregierungen beschlossene Aufhebung der Impfpriorisierung in den Arztpraxen. Millionen Kranke und Menschen in gefährdeten Berufsgruppen hätten immer noch kein Impfangebot erhalten, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der "Rheinischen Post". Allerdings bleibt es bei der Impfung nach Prioritätengruppen für ältere Menschen, besonders gefährdete und bestimmte Berufsgruppen in den Impfzentren. Auch die Betriebsärzte schon jetzt zuzuschalten, werde den Konflikt vergrößern. Es mangele nicht an Impfstellen, sondern an Impfstoff, sagte Brysch.

Quelle: ntv.de, fzö/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen