Panorama

Hamsterkäufe vor dem SchneesturmIren fürchten sich vor "Emmas" Peitsche

28.02.2018, 10:53 Uhr
imageVon Christoph Rieke
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Ruhe vor dem Schneesturm: In Dublin werden Orkanböen mit bis zu 120 Stundenkilometern erwartet. (Foto: REUTERS)

Der Respekt vor dem "Beast from the East" ist groß: In Irland bahnt sich der wohl heftigste Schneesturm seit drei Jahrzehnten an. Um den zu überstehen, decken sich die Einwohner mit Hamsterkäufen ein.

Die Bewohner der irischen Insel sind nun wahrlich nicht dafür bekannt, rasch in Panik zu verfallen. Hungersnöte, Drangsalierungen durch die britischen Besatzer und die wirtschaftliche Bruchlandung des "Celtic Tiger" haben das feierfreudige Volk über Jahrhunderte hinweg abgehärtet. Kurzum: Da muss schon etwas Außergewöhnliches daherkommen, um die Iren zu beunruhigen. Und "Emma" hat offenbar dieses Potenzial.

"Emma" - so nennt kaum jemand den Schneesturm, der in der Nacht die irische Ostküste erreichte. Das eiskalte Wetterphänomen ist im anglo-irischen Raum vielmehr als "Beast from the East" bekannt. Einen ähnlich martialischen Begriff wählten manche Medien übrigens auch hierzulande: Sie bezeichnen "Emma" als "Russenpeitsche", die seit einigen Tagen von Osten her klirrende Kälte auch nach Deutschland bringt.

Nun hat die peitschende "Emma" auch Irland erreicht - und sie könnte das westeuropäische Land hart treffen. Nachdem bereits Großbritannien im Schnee versunken ist, droht nun auch Irland ein Schneechaos. "Da kommt ein ordentlicher Wintersturm auf die Iren zu", sagt n-tv Meteorologe Björn Alexander. An der Ostküste sind demnach "Orkanböen jenseits der 120 Stundenkilometer" zu erwarten. Bislang sind dort laut Alexander mehr als zehn Zentimeter Schnee binnen zwölf Stunden gefallen. Durch den stürmischen Wind komme es vielerorts zu Schneeverwehungen. "Die dürften das größte Problem darstellen", sagt Alexander.

Hamstern im Schneegestöber

Dem irischen Wetterdienst Met Éireann (Met) zufolge steht das Schlimmste noch bevor. Demnach werden die Schneefälle bis Donnerstag so heftig sein wie seit 1982 nicht mehr. Am Morgen rief der Met für die Regionen (counties) Dublin, Kildare, Louth, Wicklow und Meath die Alarmstufe rot aus. Doch bevor sie wie empfohlen zu Hause bleiben, machen sich viele Iren auf den Weg zum Supermarkt ihres Vertrauens und tätigen Hamsterkäufe.

In sozialen Netzwerken kursieren Videos und Fotos von Lebensmittelgeschäften, deren Regale wie leergefegt sind. Wegen des Kundenansturms habe beispielsweise Lidl in vielen Filialen "überdurchschnittliche Umsätze" verzeichnet, teilte der Discounter auf Twitter mit. Die zwischenzeitlichen Engpässe sind demnach wieder überbrückt worden.

Auch Konkurrent Tesco kündigte auf Twitter Zusatzschichten an, damit sich die Kunden auf das schlechte Wetter vorbereiten können. Zuvor teilte die Supermarktkette mit, die Grundnahrungsmittelbestände erhöht zu haben. So habe Tesco 20 Prozent mehr Brot und mehr als 10 Prozent mehr Milch geordert. Von Whiskey ist in der Mitteilung keine Rede.

Noch sind Hamstertouren auf der Grünen Insel weitestgehend möglich. Laut der irischen Polizei Garda Síochána sind die Straßen und Autobahnen größtenteils befahrbar, nur vereinzelt gebe es Probleme auf den schneebedeckten Straßen. Ein Blick auf den Twitter-Kanal der Ordnungshüter offenbart jedoch, dass sich die Verkehrsunfälle häufen. Wer auf die Idee kommen sollte, "Emma" noch mit dem Flugzeug zu entkommen, sollte sich beeilen. Trotz einiger Flugstreichungen sind die Flughäfen Dublin und Cork geöffnet.

Das gilt längst nicht mehr für alle Schulen. Viele Schüler haben seit heute offiziell schneefrei. Gut möglich, dass sie noch die restliche Woche faulenzen können: Laut Björn Alexander wird sich das Wetter in Irland erst ab Samstag wieder beruhigen.

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