Panorama

Sorge vor Omikron-Welle Ist eine Verkürzung der Quarantäne sinnvoll?

Bisher müssen sich in Deutschland nicht nur diejenigen, die sich mit Omikron angesteckt haben, in eine 14-tägige Quarantäne begeben, sondern auch alle, die mit einer infizierten Person Kontakt hatten.

Bisher müssen sich in Deutschland nicht nur diejenigen, die sich mit Omikron angesteckt haben, in eine 14-tägige Quarantäne begeben, sondern auch alle, die mit einer infizierten Person Kontakt hatten.

(Foto: picture alliance / ROBIN UTRECHT)

Die Omikron-Welle baut sich bedrohlich vor Deutschland auf. Sollte sich die Corona-Variante in Deutschland so schnell ausbreiten wie in anderen Staaten, könnte dies das Land lahmlegen, warnen Politiker. Müssen die Quarantäneregeln geändert werden?

Ein Blick ins Ausland zeigt, wie schnell die Omikron-Variante das öffentliche Leben lahmlegen kann. Weltweit mussten über die Weihnachtsfeiertage Tausende Flüge storniert werden, weil Besatzung und Mitarbeiter der Airlines wegen einer Infektion oder Quarantäne ausfielen. In den USA fehlte Klinikpersonal, in Großbritannien Mitarbeiter in Bahnverkehr und bei der Feuerwehr. Auch Museen und Gaststätten mussten im Vereinten Königreich wegen Personalmangel kurzfristig schließen.

Die britische Regierung reagierte bereits vor Weihnachten auf den sprunghaften Anstieg der Corona-Fallzahlen durch Omikron und verkürzte die Quarantänezeiten. Infizierte in Selbstisolation können sich dort nun nach sieben Tagen wieder freitesten. Bisher war dies erst nach zehn Tagen möglich. Kontaktpersonen von Infizierten, die mindestens zweifach geimpft sind, müssen sich überhaupt nicht isolieren. Ihnen wird lediglich empfohlen, sich eine Woche lang täglich zu testen und bei positivem Ergebnis in Quarantäne zu begeben.

Eine derartige Lockerung der Quarantäneregelung fordert auch die Union. "Natürlich müssen wir die derzeitigen Quarantäneregeln überprüfen", sagte CSU-Chef Markus Söder der "Bild"-Zeitung. "Wir können bei einer rasant wachsenden Epidemie nicht einfach das ganze Land von einem Tag auf den anderen lahmlegen." Das gelte nicht nur für die kritische Infrastruktur, sondern auch für das ganz normale Leben der Menschen.

Ähnlich sieht das auch der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Sepp Müller. "Die Hochrechnungen gehen bei der Omikron-Variante von schlimmstenfalls 700.000 neuen Infektionen pro Tag aus", sagte der CDU-Politiker der "Welt". In diesem Fall käme es tatsächlich zur "Massenquarantäne".

Nach bisherigem Wissensstand sei Omikron zwar ansteckender, aber nicht gefährlicher, so Müller. "Wir brauchen gerade für Geimpfte und Genesene Freitestmöglichkeiten, und zwar nach fünf Tagen". Personen mit einer Auffrischungsimpfung, die keine Symptome aufwiesen, sollten bei einer Woche täglicher Schnelltestungen gar nicht in Quarantäne gehen müssen.

"Virus breitet sich einfacher aus"

Bisher müssen sich in Deutschland nicht nur diejenigen, die sich mit Omikron angesteckt haben, in eine 14-tägige Quarantäne begeben, sondern auch alle, die mit einer infizierten Person Kontakt hatten. Die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus regte an, zumindest dreifach Geimpften zu ermöglichen, sich schon früher frei zu testen. Es habe sich gezeigt, dass "Geboosterte einen deutlich höheren Schutz gegen die Omikron-Variante" aufwiesen, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". Eine Lockerung der Quarantäneregeln werde womöglich noch mehr Menschen überzeugen, sich boostern zu lassen.

Scharfe Kritik an den Überlegungen kommt derweil vom Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen. Er warnte davor, bei Personalengpässen wegen vieler Omikron-Infizierter die Quarantänedauer zum Beispiel für das Gesundheits­personal zu reduzieren. "Ich halte nichts davon, die Quarantänepflicht für das Personal in Gesundheitsämtern und dem Gesundheits­wesen zu verkürzen", sagte Dahmen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Wir laufen sonst Gefahr, dass sich das Virus nur noch einfacher ausbreitet."

Dahmen hält allenfalls wenige Ausnahmen einer kürzeren Quarantänepflicht für vertretbar. "Nur in Extremsituationen sollte die Quarantäne bei symptomlosen Personen ausgesetzt werden dürfen", so der Grünen-Politiker. Das betreffe Bereiche kritischer Infrastruktur, in denen nur sehr wenige hochspezialisierte Personen diese Arbeit ausüben können.

Quelle: ntv.de, hny

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