An Deck hin- und hergeworfen Italien rettet mehr als 1300 in Seenot geratene Migranten
11.03.2023, 22:03 Uhr Artikel anhören
Ein Boot mit 500 Migranten erreicht den Hafen von Crotone.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die italienische Küstenwache kann mehr als 1300 Migranten aus Seenot retten und in sichere Häfen bringen. Derweil ist die Zahl der Opfer des verheerenden Bootsunglücks vor knapp zwei Wochen auf 76 angestiegen. Tausende Menschen gedenken ihnen und machen der rechten Regierung schwere Vorwürfe.
Mehr als 1300 Menschen sind aus überfüllten Flüchtlingsbooten im Mittelmeer in italienische Häfen gebracht worden. Die in verschiedenen italienischen Häfen an Land gebrachten mehr als 1300 Flüchtlinge wurden laut Küstenwache von drei völlig überfüllten Booten gerettet. Videos der Küstenwache zeigten ein großes Fischerboot mit Dutzenden Menschen an Deck, das in rauer See hin- und hergeworfen wird. Andere Bilder zeigten Rettungs-Schlauchboote, die sich einem weiteren Fischerboot voller Menschen nähern.
In der süditalienischen Region Kalabrien nahmen derweil Tausende Menschen an einem Gedenkmarsch für die Opfer des Bootsunglücks teil, bei dem vor knapp zwei Wochen Dutzende Flüchtlinge ertrunken waren. Mit dem Fund der Leiche eines Mädchens stieg die Zahl der Todesopfer der Flüchtlingstragödie vor der kalabrischen Küste auf mindestens 76.
In Cutro nahe dem Ort des Bootsunglücks vor der kalabrischen Küste marschierten Tausende Menschen hinter einem aus Wrackteilen des gesunkenen Flüchtlingsbootes gezimmerten Kreuz. "Dieses Kreuz ist ein Symbol des Leids", sagte der frühere Bürgermeister und Flüchtlings-Aktivist Domenico Lucano der Nachrichtenagentur Ansa. Die Flüchtlingsunglücke bewegten die Bewohner der Region, "und es herrscht ein Geist der Solidarität, den die Regierung nicht zeigt".
Scharfe Kritik an Meloni
Die Tragödie vom 26. Februar hat der rechtsgerichteten Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni scharfe Kritik eingebracht. Ihr wird vorgeworfen, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben, um die Menschen bei schwerem Seegang aus ihrem sinkenden Boot zu retten. Am Donnerstag kündigte Meloni nach einer Kabinettssitzung in Cutro zwar längere Haftstrafen für Schlepper an, aber keine neuen Maßnahmen zur Rettung von Flüchtlingsleben.
Melonis seit Oktober amtierende, weit rechts stehende Regierung hatte im Wahlkampf angekündigt, Boote mit Migranten zu stoppen. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind seit Anfang des Jahres knapp 17.600 Geflüchtete nach Italien gelangt, fast dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum.
Vor der Südwestküste der Türkei ertranken derweil laut der türkischen Küstenwache fünf Flüchtlinge, die bei rauer See in einem Schlauchboot offenbar nach Griechenland übersetzen wollten. Elf Insassen des Bootes wurden demnach gerettet. Fünf weitere Überlebende gelangten nach Angaben der griechischen Küstenwache aus eigener Kraft zur zehn Kilometer von der türkischen Küste entfernten griechischen Insel Farmakonisi. Insgesamt sollen demnach 31 Menschen an Bord des Schlauchboots gewesen sein.
Quelle: ntv.de, als/AFP