Einsätze auf rauer See Italiens Küstenwache muss Hunderte Migranten retten
10.03.2023, 23:46 Uhr
Die italienische Küstenwache war zuletzt stark in die Kritik geraten. (Archivbild)
(Foto: picture alliance/dpa/Sea-Watcch)
Immer mehr Migranten und Flüchtlinge wagen die gefährliche Überfahrt über das zentrale Mittelmeer nach Europa. Hunderte befinden sich aktuell in Seenot. Die italienische Küstenwache ist auf dem Weg zu ihnen. Die Witterungsbedingungen erschweren die Rettungsaktionen.
Weniger als zwei Wochen nach der Flüchtlingskatastrophe mit Dutzenden Toten in den Gewässern vor Italien hat die Küstenwache des Landes mehrere Rettungsaktionen gestartet. "Über 1000 Menschen befinden sich in Gefahr", teilte die Küstenwache mit. Sie rückte mit mehreren Schiffen aus.
Wie es in einer Mitteilung hieß, komme darüber hinaus ein Flugzeug zum Einsatz. Auch beteiligte sich ein Militärschiff an den Rettungseinsätzen. Der Wetterbericht kündigte für das Wochenende starke Winde und zunehmend rauere See an. Die Rettungsaktionen gestalteten sich besonders schwierig, weil so viele Menschen auf den im Wasser treibenden Booten zusammengepfercht seien.
Demnach befinden sich allein auf einem Boot etwa 110 Kilometer südlich der kalabrischen Stadt Crotone rund 500 Migranten. Am Morgen seien an Bord Notrufe abgesetzt worden. Drei Schiffe seien unterwegs, um sie an Bord zu nehmen, so die Küstenwache. Das Ziel des Rettungseinsatzes liegt in der Nähe des Unglücksorts vom 26. Februar.
Am heutigen Freitag wurden nach Angaben der Küstenwache weitere Schiffe zur Rettung von rund 800 Migranten losgeschickt, die an Bord zweier Boote weiter draußen im Meer trieben. Auch ein Schiff der italienischen Marine sei mit voller Geschwindigkeit auf dem Weg dorthin, um bei der Rettung zu helfen. Örtlichen Medien zufolge rettete die Küstenwache im Laufe des Tages bereits 500 Migranten nahe der Insel Lampedusa.
73. Todesopfer geborgen
Die Küstenwache war zuletzt in die Kritik geraten, weil sie Ende Februar einem Boot mit mehr als 150 Migranten zunächst nicht zu Hilfe gekommen war. Schließlich hatten Polizeischiffe vergeblich versucht, das Holzboot abzufangen. Es zerbrach in rauer See. Heute wurde die Leiche eines kleinen Jungen geborgen, womit die Zahl der ertrunkenen Menschen auf 73 stieg. Viele Migranten werden noch vermisst. Mehrere Dutzend Insassen des Holzbootes überlebten nach Angaben der Provinzregierung.
Die Küstenwache und die Regierung in Rom erklärten, dass sie in der Nacht des Unfalls zunächst nicht von einer Notsituation ausgegangen waren. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erinnerte am Donnerstag nach einer Sitzung ihres Kabinetts in der Stadt Cutro, vor deren Strand das Schiff sank, dass die Küstenwache täglich Booten zu Hilfe komme. Vorwürfe, wonach jenen Migranten bewusst nicht geholfen wurde, wies sie zurück.
Italiens Innenministerium zählte in den vergangenen Tagen mehrere Tausend Bootsmigranten, die an den Küsten des Mittelmeerlandes oder auf der Insel Lampedusa ankamen. Stand Donnerstagabend wurden mehr als 15.800 Migranten registriert - in den Jahren 2021 und 2022 waren es zum Vergleichszeitraum jeweils knapp 6000 Menschen gewesen.
Quelle: ntv.de, fzö/rts/dpa