Gehen Maßnahmen weit genug? Janssens: "Könnte noch schlimmer werden"
06.01.2021, 12:07 Uhr
Reichen die verschärften Maßnahmen, um die hohen Infektionszahlen endlich zu drücken? Intensivmediziner Uwe Janssens zweifelt an dem Erfolg der neuen Regelungen und warnt mit Blick auf Großbritannien davor, dass sich die Situation auch in Deutschland noch verschlimmern könnte.
Intensivmediziner Uwe Janssens hat die Maßnahmen von Bund und Ländern zur Eindämmung der Corona-Pandemie kritisiert. Im Gespräch über die aktuelle Pandemie-Lage mit den ntv-Moderatoren Daniel Schüler und Doro Steitz sagte er, es handele sich dabei um keine echten Verschärfungen, sondern nur um Empfehlungen.
Im November und Dezember sei zu beobachten gewesen, dass sich nicht alle Menschen an die Regelungen halten und sich die Maßnahmen nur schwer überwachen ließen. "Es ist zu befürchten, dass es noch schlimmer wird. Wenn man die Bilder gesehen hat und sich vorstellt, wie viel Kontakt untereinander (an Weihnachten) stattgefunden hat, und wenn dann noch die Mutante aus England dazukommt, die viel infektiöser ist, dann haben wir noch ein viel größeres Problem", sagte der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St. Antonius-Hospital in Eschweiler bei Aachen. Die Lage sei nach wie vor extrem angespannt. "Wir müssend endlich von den hohen Infektionszahlen und den Virus-Toten runter."
An alle Kritiker der Lockdown-Maßnahmen sagte Janssens: "Schaut doch mal nach Großbritannien, das ist doch das Ergebnis einer Politik, die das lange Zeit ignoriert hat." Dort sei jahrelang an der falschen Stelle gespart worden, das Gesundheitssystem sei nicht auf eine Pandemie eingestellt. Die hohe Zahl der Neuinfektionen sei das Resultat.
Zu der Impfdebatte sagte der Chefarzt, die Impfungen helfen nur langfristig, auch die Skeptiker in den Kliniken müssten noch überzeugt werden. Fortschritte bei den Medikamenten, wie etwa das des Herstellers Astrazeneca, sind für Janssens nur minimal. Der Anti-Körpercocktail wirke nur, wenn er sehr früh und massiv verabreicht werde, wie bei der Behandlung im vergangenen Jahr von US-Präsident Donald Trump, bevor das Virus die Lunge oder andere Organe erreicht.
Quelle: ntv.de, hek