Zerstörte Häuser und Straßen Japan beklagt Dutzende Tote bei Erdbebenserie
02.01.2024, 06:30 Uhr Artikel anhören
Japan erlebt gleich mehrere starke Beben: Es kommt zu Toten und zahlreichen Schäden. Zeitweise besteht zudem Tsunami-Gefahr. Die Meteorologie-Behörde warnt vor weiteren Beben im Laufe der Woche.
Die Zahl der Todesopfer infolge einer Serie starker Erdbeben an der Westküste Japans ist weiter gestiegen. In der schwer betroffenen Präfektur Ishikawa seien fast 50 Menschen ums Leben gekommen, teilten die Behörden mit. Mehr als ein Dutzend weitere Menschen wurden schwer verletzt. Viele Opfer wurde demnach in der Hafenstadt Wajima auf der Halbinsel Noto verzeichnet. Dort hatte ein riesiger Brand viele Häuser zerstört. Das Ausmaß der Zerstörungen wird erst nach und nach klar. Eine am Vortag für die gesamte Westküste Japans ausgegebene Warnung vor Tsunami-Flutwellen hob die Meteorologie-Behörde wieder auf. Derweil suchen Einsatzkräfte nach Überlebenden.
Rund 100.000 Menschen waren während der Neujahrsfeierlichkeiten aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Zahlreiche Häuser stürzten ein oder fielen Bränden zum Opfer, Straßen rissen auf, in Zehntausenden Haushalten fiel der Strom aus. In der schwer betroffenen Stadt Wajima in Ishikawa brannten mehr als 200 Wohnhäuser und Geschäfte nieder, wie örtliche Medien berichteten. Stellenweise loderten am Dienstagmorgen noch niedrige Flammen, Feuerwehrleute waren weiter im Einsatz. Dichter Rauch hing über der Gegend. Andere Häuser waren eingestürzt oder schwer beschädigt. Rund 1000 Menschen wurden auf einem Luftwaffenstützpunkt in Wajima untergebracht und mit Decken, Wasser und Lebensmitteln versorgt, wie die Regierung bekannt gab.
"Die Suche und Rettung der vom Beben betroffenen Menschen ist ein Kampf gegen die Zeit", sagte Ministerpräsident Fumio Kishida an diesem Dienstag auf einer Sitzung des Krisenstabes. Mehr als 46.000 Menschen in den Präfekturen und Toyama sind weiterhin evakuiert. Tausende Armeeangehörige, Feuerwehrleute und Polizeibeamte aus dem ganzen Land wurden in das am stärksten betroffene Gebiet auf der relativ abgelegenen Halbinsel Noto entsandt. Die Rettungsarbeiten werden jedoch durch stark beschädigte und blockierte Straßen behindert. Einer der Flughäfen in der Region musste aufgrund von Rissen in der Start- und Landebahn geschlossen werden.
Mehrere Flutwellen trafen Hokkaidos Küste
Unterdessen dauerte die Serie an Beben weiter an. Ein besonders heftiges Erdbeben hatte am Vortag die Stärke von 7,6 erreicht. Das Epizentrum lag im Gebiet der Halbinsel Noto in der Präfektur Ishikawa. Die Wetterbehörde gab daraufhin für Ishikawa eine starke Warnung vor einem möglichen fünf Meter hohen Tsunami aus, die später wieder aufgehoben wurde. Für alle übrigen Küstenregionen im Westen galten weiter geringere Tsunami-Warnungen.
Das Beben war von Hokkaido im Norden Japans bis zur südwestlichen Hauptinsel Kyushu zu spüren. Mehrere Flutwellen von rund einem Meter Höhe trafen auf die Küste. Bei Tagesanbruch lagen am Dienstag mancherorts dicke braune Schlammschichten auf den Straßen. Die Erschütterungen lösten Erdrutsche aus, Bäume stürzten auf Straßen. Mehrere Boote lagen kieloben in Hafenbecken. Es gab Berichte über geplatzte Wasserleitungen. Die Regierung in Tokio richtete einen Krisenstab ein.
Die meteorologische Behörde warnte für die Woche vor weiteren starken Beben, vor allem in den ersten zwei, drei Tagen nach der besonders schweren Erschütterung vom Neujahrstag. Im März 2011 hatte ein Beben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der weite Gebiete im Nordosten des Landes verwüstete und rund 20.000 Menschen in den Tod riss. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es zu einem Super-GAU. Das fernöstliche Inselreich Japan ist eines der am stärksten bebengefährdeten Länder der Welt.
Nach dem schweren Erdbeben sprach Bundeskanzler Olaf Scholz den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. In dieser Situation "sind unsere Gedanken bei den Opfern und ihren Familien, die nun mit den Folgen dieser Naturkatastrophe kämpfen", schrieb Scholz. "Wir stehen an der Seite unserer japanischen Freundinnen und Freunde", so Scholz weiter. Für die Menschen in Japan beginne das neue Jahr "mit Schrecken und Sorge", schrieb Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Den Verletzten wünsche sie schnelle Genesung.
Quelle: ntv.de, tkr/hul/dpa