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Erstes Tier bereits tot Japan jagt erstmals seit Jahren wieder Finnwale

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Auch in Island werden Finnwale gejagt - hier ein toter Meeressäuger, der 2023 erlegt wurde.

Auch in Island werden Finnwale gejagt - hier ein toter Meeressäuger, der 2023 erlegt wurde.

(Foto: picture alliance/dpa/Hard To Port e.V.)

2019 nimmt Japan die kommerzielle Jagd auf Zwergwale, Brydewale und Seiwale wieder auf. Nach vielen Jahren darf ab sofort auch der zweitgrößte Wal nach dem Blauwal wieder gefangen werden. Tierschützer sprechen von "grausamen, unnötigen und vollkommen aus der Zeit gefallenen" Plänen.

Japans Walfänger machen erstmals seit Jahren wieder Jagd auf Finnwale. Das Walfangunternehmen Kyodo Senpaku habe den ersten Finnwal erlegt, bestätigt ein Sprecher der zuständigen Fischereibehörde in Tokio. Die Behörde hatte kürzlich für dieses Jahr eine Fangquote von 59 Finnwalen in japanischen Gewässern gebilligt. Der Finnwal ist nach dem Blauwal das zweitgrößte Säugetier der Welt.

Internationale Tier- und Umweltschützer verurteilen Japans Walfang scharf. Finnwale sind in der Roten Liste als "vulnerable", also "verletzlich" eingestuft. Das bedeutet, dass ein hohes Risiko besteht, dass sie in unmittelbarer Zukunft in der Natur aussterben. Derzeit gibt es etwa 100.000 Tiere. Auch Island macht Jagd auf die Tiere, dort dürfen in dieser Saison insgesamt 128 Finnwale gefangen werden.

Erwachsene Männchen können 25 Meter lang werden, erwachsene Weibchen sogar 27 Meter. Das Gewicht eines ausgewachsenen Finnwals liegt je nach Größe zwischen 40 und 70 Tonnen.

"Grausam und unnötig"

"Der kommerzielle Walfang ist grausam, unnötig und vollkommen aus der Zeit gefallen. Japan muss diese unsinnige Praxis sofort einstellen", erklärte Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter der Tier- und Umweltschutzorganisation IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Deutschland. "Stattdessen sollte Japan gemeinsam mit der Weltgemeinschaft an dringend benötigen Lösungen zum Schutz der Meere arbeiten."

Der Sprecher der japanischen Fischereibehörde sagt dagegen, Japan handele auf Basis wissenschaftlicher Ergebnisse. Demnach hätten eigene Untersuchungen ergeben, dass es im Nordpazifik viele Finnwale gebe. Die Angaben können unabhängig nicht bestätigt werden.

Nur noch wenige Liebhaber

Japan hat die kommerzielle Jagd auf Wale 2019 nach drei Jahrzehnten Zwangspause wieder aufgenommen. Zuvor war das Land aus Frust über das seit 1986 geltende Walfang-Moratorium aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) ausgetreten. Seitdem hatte die japanische Regierung vergeblich für die Wiederzulassung der kommerziellen Jagd gekämpft. Trotz des Verbots ging die japanische Jagd auf Wale weiter: Die Behörden beriefen sich dabei auf eine Klausel, die den Fang zu Forschungszwecken erlaubt. Das Walfleisch wurde anschließend dennoch zum Verzehr angeboten und das Verbot somit umgangen.

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Japan beschränkt sich bei der Jagd auf seine territorialen Gewässer und seine Wirtschaftszone. In den vergangenen Jahren standen drei Arten im Fokus: Zwergwale, Brydewale und Seiwale. Im vergangenen Jahr wurden 294 Meeressäuger gefangen. Das entspricht knapp 80 Prozent der erlaubten Fangquote. Nun kommt der Finnwal hinzu. Japans Regierung behauptet, dass die Bestände der Meeressäuger durch die kommerzielle Jagd nicht in Gefahr geraten.

Walfang ist für die japanische Regierung eine Frage der nationalen Souveränität. Dabei musste das Land nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg von der amerikanischen Besatzungsmacht dazu gedrängt werden, Wale zu schlachten, um die damals hungernde Bevölkerung mit Proteinen versorgen zu können. Heute findet das dunkle Walfleisch in dem wohlhabenden Inselstaat nur noch wenige Liebhaber.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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