Neun Opfer Japan richtet "Twitter-Killer" hin
27.06.2025, 07:33 Uhr Artikel anhören
Shiraishi im Jahr seiner Verurteilung 2020.
(Foto: imago/Kyodo News)
Auf der Suche nach einer verschwundenen Frau finden Japans Behörden 2017 Ungeheuerliches. Im Haus eines Mannes lagern in mehreren Kühlschränken Leichenteile. Der Täter wird von den Medien "Twitter-Killer" genannt und stirbt nun durch den Strang.
Japan hat einen Mann hingerichtet, der 2017 neun Menschen ermordet hatte und als "Twitter-Killer" bezeichnet wurde. Damit hat das Land zum ersten Mal seit 2022 wieder die Todesstrafe vollstreckt.
Der damals 30-jährige Takahiro Shiraishi lockte seine Opfer - die meisten von ihnen junge Frauen im Alter zwischen 15 und 26 Jahren - in seine Wohnung, wo er sie erwürgte und zerstückelte. Die Morde kamen im Oktober 2017 ans Licht, als die Polizei bei der Suche nach einem der Opfer in der japanischen Stadt Zama in der Nähe von Tokio Leichenteile fand.
Shiraishi gab später zu, neun Menschen ermordet zu haben, acht Frauen und einen Mann. Er habe seine späteren Opfer über Twitter kennengelernt und gezielt nach Menschen mit suizidalen Tendenzen gesucht. Auf seinem Twitter-Profil stand: "Ich möchte Menschen helfen, die wirklich leiden. Schicken Sie mir jederzeit eine DM."
Dann sagte er ihnen, er könne ihnen beim Sterben helfen, und in einigen Fällen behauptete er, er würde sich gemeinsam mit ihnen töten. Als Polizisten seine Wohnung durchsuchten, wurden in Kühlschränken und Werkzeugkisten neun zerstückelte Leichen gefunden. Die Medien bezeichneten die Wohnung als "Haus des Schreckens".
Spektakulärer Prozess
Während die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe für Shiraishi forderte, plädierten seine Anwälte im Prozess für den geringeren Tatbestand des "einvernehmlichen Mordes" und behaupteten, seine Opfer hätten ihre Einwilligung zur Tötung gegeben. Sie forderten außerdem eine Beurteilung seines Geisteszustands.
Shiraishi bestritt später die Darstellung der Ereignisse durch sein eigenes Verteidigungsteam und sagte, er habe die Tötung ohne die Einwilligung der Opfer vorgenommen. Hunderte von Menschen kamen zu seiner Urteilsverkündung im Dezember 2020, als er zum Tode verurteilt wurde.
Die Serienmorde von Shiraishi hatten das Land schockiert und eine Debatte darüber ausgelöst, wie im Internet über Suizid gesprochen wird. Die Morde führten auch zu einer Änderung der Twitter-Regeln dahingehend, dass Nutzer "Selbstmord oder Selbstverletzungen weder fördern noch dazu ermutigen" sollten.
Tod durch den Strang
Justizminister Keisuke Suzuki, der Shiraishis Hinrichtung genehmigt hatte, sagte, er habe die Entscheidung nach sorgfältiger Prüfung des Falles getroffen und dabei das "äußerst selbstsüchtige" Motiv des Verurteilten für seine Verbrechen berücksichtigt, die "in der Gesellschaft großen Schock und Unruhe ausgelöst" hätten.
In Japan wird die Todesstrafe durch den Strang vollstreckt. Die Gefangenen werden nur wenige Stunden vor der Hinrichtung über ihre Vollstreckung informiert. Menschenrechtsgruppen kritisieren diese Praxis schon seit Langem wegen der Belastung, die sie für zum Tode Verurteilte bedeutet.
Quelle: ntv.de, sba