88-Jähriger bleibt aber in Haft Josef Fritzl wird aus Maßnahmenvollzug entlassen
25.01.2024, 10:38 Uhr Artikel anhören
Fritzl wurde am Morgen zu seiner Anhörung vor dem Landgericht Krems gebracht.
(Foto: picture alliance/dpa/APA)
2009 wird Josef Fritzl, das "Monster von Amstetten", zu lebenslanger Haft verurteilt. Seitdem sitzt er in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher - bis jetzt. Der 88-Jährige soll in den Normalvollzug verlegt werden, entscheidet ein Gericht. Strafverteidigerin Wagner spricht von einem "Teilerfolg".
Der als "Monster von Amstetten" bekannt gewordene Josef Fritzl bleibt in Haft. Ein Senat aus drei Richtern am Landgericht Krems in Österreich entschied, dass der heute 88-Jährige aus präventiven Gründen nicht vorzeitig entlassen wird, wie ein Sprecher des Landgerichts sagte. Allerdings soll der Häftling vom Maßnahmenvollzug in den Normalvollzug unter Auflagen verlegt werden. Dieser Beschluss ist laut Gerichtssprecher noch nicht rechtskräftig.
In den vergangenen Tagen hieß es, Fritzl könnte bedingt aus der Haft freikommen. Hintergrund war ein neues psychiatrisches Gutachten, das nahelegt, dass die Unterbringungsvoraussetzungen bei Fritzl nicht mehr vorliegen. "Das Gutachten spricht davon, dass schon aus gesundheitlichen Gründen eine Gefährlichkeit nicht mehr vorhanden ist", bestätigte der Gerichtssprecher, Ferdinand Schuster, entsprechende Medienberichte. Demnach attestierte die Sachverständige Heidi Kastner, dass von Fritzl aufgrund von Demenz keine strafbaren Handlungen mehr zu erwarten sind. Hinzu käme ein körperlich angeschlagener Zustand infolge einiger Stürze. Fritzl hat inzwischen 15 Jahre in Haft verbracht, eine zwingende Voraussetzung für eine etwaige vorzeitige Entlassung.
Die Entscheidung, Fritzl nicht zu entlassen, sondern zu verlegen, war in Gerichtskreisen bereits vermutet worden, berichtete der ORF vor der Entscheidung. Es war erwartet worden, dass er die lebenslange Haftstrafe im Normalvollzug verbüßen muss. Dies bedeutet, dass er aus dem Maßnahmenvollzug in ein anderes Stockwerk der Justizanstalt verlegt wird. Bisher sitzt er in der Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Die Entscheidung über eine Verlegung vom Maßnahmen- in den Normalvollzug fällt in der Regel dann, wenn sich der psychische Zustand der inhaftierten Person deutlich gebessert hat und eine deutlich geringere Gefahr von ihr ausgeht. Die Entlassung aus dem Maßnahmenvollzug erfolgt unter Auflagen.
Anwältin: Fritzl ist "sehr gerührt"
So entschieden die Richterinnen, dass Fritzl eine regelmäßige Psychotherapie nachweisen muss, wie der ORF berichtet. Zudem bleibt er in der Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher, also im Maßnahmenvollzug, bis die Entscheidung rechtskräftig ist. Die Anklagebehörde hat 14 Tage Zeit, um Rechtsmittel einzulegen. Der Entscheidung vorausgegangen war eine nicht öffentliche Anhörung des 88-Jährigen. Bilder zeigten den Inhaftierten im Auto, wie er von drei Justizbeamten begleitet zum Gerichtstermin gebracht wurde. Zum Ablauf der etwa 30-minütigen Anhörung sagte Fritzls Verteidigerin Astrid Wagner, dass ihr Mandant erzählt habe, "wie er bereut, was er getan hat. Also er war eigentlich den Tränen nahe."
Gegenüber dem österreichischen Sender sprach Wagner nach der Gerichtsentscheidung von einem "Teilerfolg", ihr Mandant sei "sehr gerührt". Wagner wolle sich weiterhin für eine generelle bedingte Entlassung einsetzen. Entsprechende Anträge möchte sie in Zukunft stellen. In der heutigen Entscheidung sei dieser Schritt allerdings aus generalpräventiven Gründen abgelehnt worden, hieß es laut dem Sender vom Gericht.
Fritzl wurde im März 2009 zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Anklage im Prozess lautete auf Mord durch Unterlassen, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, schwere Nötigung, Sklaverei und Blutschande. Seitdem sitzt der gelernte Elektrotechniker in der Haftanstalt Stein bei Krems im Maßnahmenvollzug und musste sich dort therapieren lassen.
In der österreichischen Kleinstadt Amstetten hatte Fritzl 1984 seine damals 18-jährige Tochter in den schalldicht ausgekleideten Keller seines Hauses gesperrt. In den folgenden 24 Jahren vergewaltigte er sie tausendfach und zeugte sieben Kinder mit ihr. Eines davon starb bald. Die Ehefrau, die im ersten Stock des Hauses mit dem Rest der Familie lebte, hatte laut Behörden nichts von alldem mitbekommen. Der Fall flog 2008 auf und machte weltweit Schlagzeilen. Fritzl hat im Gefängnis einen neuen Nachnamen angenommen.
Quelle: ntv.de, spl/dpa