Demonstration in Jerusalem Jugendlicher stirbt bei Massenprotest ultraorthodoxer Juden
30.10.2025, 19:17 Uhr Artikel anhören
Rund 200.000 ultraorthodoxe Juden protestieren in Jerusalem gegen die Wehrpflicht. Sie sehen den Militärdienst als Bedrohung ihres religiösen Lebensstils. Während der Kundgebung stürzt ein 15-Jähriger von einem Dach - die Rettungskräfte können ihn nicht mehr retten.
Bei einer Massendemonstration ultraorthodoxer Juden gegen die Wehrpflicht ist in Jerusalem ein Jugendlicher ums Leben gekommen. Der 15-Jährige sei bei der Kundgebung von einem Dach gestürzt, teilte der israelische Rettungsdienst mit. Israelischen Medienberichten zufolge nahmen rund 200.000 Strenggläubige an dem Protest teil, der die Haupteinfahrtsstraße nach Jerusalem blockierte.
Hintergrund der Demonstration ist der Streit über die Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. Streng religiöse Männer waren in Israel jahrzehntelang von der Wehrpflicht befreit. Diese Ausnahmeregelung lief jedoch im vergangenen Jahr aus. Der israelischen Regierung gelang es nicht, ein neues Gesetz zu verabschieden, um diesen Sonderstatus für die Ultraorthodoxen zu zementieren. Der Oberste Gerichtshof erließ schließlich im Sommer 2024 ein Urteil, wonach ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen sind.
Viele ultraorthodoxe Juden empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils, unter anderem weil Frauen und Männer gemeinsam dienen. Der Militärdienst ist in Israel mit 18 Jahren für Männer und Frauen obligatorisch. Seit der Gründung des Staates im Jahr 1948 waren ultraorthodoxe Männer, von der Wehrpflicht ausgenommen. Allerdings lebten damals noch sehr wenige von ihnen in Israel. Mittlerweile ist dieser Bevölkerungsanteil auf 13 Prozent gestiegen.
Die ultraorthodoxen Parteien argumentieren, dass der obligatorische Militärdienst ihre jungen Männer vom religiösen Leben abbringen könnte. Die Auseinandersetzung über ein neues Wehrpflichtgesetz hat die Koalition von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in eine Krise gestürzt, nachdem zwei ultraorthodoxe Parteien die Koalition im Juli verlassen hatten.
Quelle: ntv.de, mwa/dpa/rts