Krawallnacht von Stuttgart Junge Randalierer müssen in Jugendhaft
10.11.2020, 14:51 Uhr
Schwerer Landfriedensbruch und versuchte schwere Körperverletzung - das hat ein 18-Jähriger nun nach seinem Prozess wegen der Stuttgarter Krawallnacht auf dem Kerbholz. Er hat im Juni die Scheiben eines Polizeiautos eingeschlagen. Doch er war nicht allein. Auch ein 19-Jähriger muss ins Gefängnis.
In einem ersten öffentlichen Prozess um die sogenannte Stuttgarter Krawallnacht hat das Amtsgericht der baden-württembergischen Landeshauptstadt einen 18-Jährigen zu zwei Jahren und sechs Monaten Jugendhaft verurteilt. Das Urteil gegen den jungen Mann, der die Scheiben eines Polizeiautos eingeschlagen haben soll, lautete auf schweren Landfriedensbruch und versuchte schwere Körperverletzung. Der Sachschaden belief sich nach Gerichtsangaben auf rund 3000 Euro.
Im Oktober war bereits ein 16-Jähriger wegen Unterschlagung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu einer Jugendstrafe verurteilt worden. Bei dem jungen Mann wurde zudem kinderpornografisches Material auf dem Handy gefunden. Bei diesem Prozess war die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Ein weiterer Prozess gegen einen Jugendlichen, der ebenfalls ein Polizeiauto beschädigt haben soll, folgt am Dienstagnachmittag noch.
Die schweren Krawalle in Stuttgart in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni hatten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Hunderte Menschen randalierten damals in der Innenstadt, griffen Polizisten an und plünderten Geschäfte. Die Polizei hat nach Angaben des Innenministeriums bislang 106 Tatverdächtige ermittelt. Davon sollen sich 100 unmittelbar an den Ausschreitungen beteiligt haben, sie sollen unter anderem Flaschen auf Einsatzkräfte geworfen, Schaufenster zertrümmert und Geschäfte geplündert haben. Sechs weiteren wird vorgeworfen, geplünderte Gegenstände besessen oder zum Kauf angeboten zu haben.
Gegen rund zwei Drittel der Tatverdächtigen seien Haftbefehle erwirkt, 19 dieser meist jungen Männer sitzen derzeit laut Ministerium in Untersuchungshaft. Die meisten der mutmaßlichen Täter waren der Polizei bereits vorher aufgefallen. "Die Stuttgarter Krawallnacht ist für die Menschen in der Stadt noch nicht abgehakt, und für die Ermittlungsbehörden schon gar nicht", betonte Thomas Strobl (CDU) im dpa-Gespräch vor Beginn des Prozesses.
Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa