Abrechnungen ohne Leistung KI soll Betrugsfälle in Pflege aufdecken
01.10.2021, 15:32 Uhr
Mit der Pflege von Senioren und Kranken können Milliarden umgesetzt werden - verlockend für Betrüger.
(Foto: imago images/Martin Wagner)
Als eine Branche, die jährlich Milliarden umsetzt, ist die Pflege auch anfällig für Betrug. Allein 2018 rechnen Pflegedienste knapp sieben Millionen Euro ab, ohne Leistungen zu erbringen. Künstliche Intelligenz soll nun dabei helfen, solche Straftaten aufzudecken.
Ein Forschungsprojekt untersucht Abrechnungsbetrug im Pflegedienst mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI). Die bislang zeit- und arbeitsaufwändige Auswertung von Unterlagen per Hand soll durch eine automatisierte Erfassung und Prüfung ersetzt werden, wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden und die Polizeidirektion Leipzig, die das Projekt gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern initiierten, mitteilten. Es geht um die Aufdeckung von Betrug im Millionenbereich.
Ziel sei die Entwicklung einer modernen Bild- und Textverarbeitungssoftware zum automatisierten Erkennen, Erfassen und Auswerten der Pflegedienstdokumente. Mittels KI soll es möglich sein, auch handschriftliche und tabellarische Einträge in Leistungsnachweisen, Touren- und Dienstplänen automatisiert zu erfassen und zu digitalisieren. Spezielle Algorithmen sollen anschließend einen Abgleich der Dokumente und das Auffinden von Auffälligkeiten ermöglichen.
Forschungsprojekt läuft zwei Jahre
Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt "Pflegeforensik" startete bereits Anfang 2021 und läuft zwei Jahre. Ermittlungsbehörden halten den Milliardenmarkt im Pflegebereich für anfällig für Betrugsstraftaten. Laut dem Kassenspitzenverband GKV wurde im Jahr 2018 ein Abrechnungsbetrug im Pflegedienst in Höhe von rund 6,86 Millionen Euro aufgedeckt, die Dunkelziffer könnte aber um ein Vielfaches höher liegen.
Die Prüfung von Abrechnungen ist schwierig, weil diese meist über Papierunterlagen erfolgt. Nach Angaben der Polizei Leipzig dauert zum Beispiel die Auswertung von 30.000 Tourenplänen eines Dienstleisters aktuell bis zu neun Monate, was die Strafverfolgung erheblich erschwert.
Quelle: ntv.de, lve/AFP