Neue Generation von Pächtern Vereinslokale mit neuem Charme - Fine-Dining im Schrebergarten
15.06.2024, 11:40 Uhr Artikel anhören
Viele Zutaten kommen direkt aus dem Garten nebenan und verkürzen Lieferwege maximal, mein Kümmel.
(Foto: picture alliance/dpa)
In der Kleingartenhochburg Berlin mischen neue Pächter alte Vereinslokale auf. In den vergangenen Jahren eingestaubt, verwandeln begeisterte Gastronomen die Gaststätten teils in Fine-Dining-Restaurants. Der Trend hat die Stadtgrenzen längst überwunden.
In Deutschlands Kleingartenhochburg Berlin und in anderen Orten bundesweit mausern sich Vereinslokale in Kleingartenkolonien zu echten kulinarischen oder auch kulturellen Geheimtipps. Eine neue Pächter-Generation befreit die Lokale vom 80er-Jahre-Charme. In Berlin kocht jetzt beispielsweise Marcus Kümmel, einst Küchenchef des veganen Fine-Dining-Restaurants "Kopps", in einer Laubenkolonie am Stadtrand.
Er verarbeitet Karotten, Kohlrabi, Kräuter und andere meist pflanzliche Zutaten. Vor fast einem Jahr hat er sein Lokal, die "Bollenpiepe", eröffnet und es gut über den ersten Winter gebracht. Kümmel kann sich eigenen Worten zufolge nichts Besseres mehr vorstellen: "Hier zwitschern die Vögel und rascheln die Blätter an den Bäumen. Hier können die Leute einfach mal entspannen." Außerdem kämen auch die Zutaten für sein Essen zum Teil direkt aus den Gärten. Kürzere Lieferwege gebe es nicht.

Seit vergangenem Jahr serviert Marcus Kümmel Fine-Dining-Küche auch in einem Schrebergarten in Berlin-Pankow.
(Foto: picture alliance/dpa)
Berlin ist laut Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands mit rund 66.000 Gärten Kleingartenhochburg. Auch in anderen Anlagen haben neue Pächter alte Lokale neu eröffnet, welche zuvor meist vom Zerfall bedroht waren. Im Wedding zum Beispiel eröffnete im vergangenen Jahr "Buddhas Garten", das auch asiatische Küche anbietet. Stephan Trosiner setzt in seinem Lokal "Die Laube" in der Kleingartenanlage "Am Volkspark" in Prenzlauer Berg nicht nur auf Speisen.
Kleingartenlokale finden bundesweit neue Besitzer
"Das Kleingartenwesen befindet sich bereits seit Längerem im Wandel. Kleingartenanlagen öffnen sich immer mehr für die Bevölkerung. Da ist es gut und zwangsläufig, dass sich auch die bewirtschafteten Vereinsheime verändern", sagt Gert Schoppa, Präsident des Landesverbands Berlin der Gartenfreunde.
Auch andernorts gibt es Pächterwechsel, von denen Kleingartenanlagen und Gäste profitieren dürften. In Potsdam beispielsweise empfängt das "Felix am Hinzenberg" direkt an der Havel seit dem Sommer 2023 seine Gäste und bietet mediterran angehauchte Küche. Aber auch in Gießen hat sich Ernährungswissenschaftlerin Irina Rohe mit dem veganen Café "Wombats" einen Traum erfüllt.
Quelle: ntv.de, gri/dpa