"Völlig sinnfreie Veranstaltung" Kassenärzte wollen Bürgertests komplett streichen
01.07.2022, 07:01 Uhr Artikel anhörenKostenlose Bürgertests für alle gibt es ab Juli nicht mehr. Wer einen Test machen möchte, muss ab sofort bezahlen. Den Kassenärzten geht dies aber nicht weit genug - sie fordern "diese unsinnigen Tests" komplett abzuschaffen.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat eine komplette Einstellung der Corona-Bürgertests gefordert. "Diese unsinnigen Tests müssen abgeschafft werden", sagte Gassen der "Bild"-Zeitung. "Sie sind viel zu teuer, der bürokratische Aufwand ist riesig und die epidemiologische Aussagekraft ist Null."
Es sei eine "völlig sinnfreie Veranstaltung, anlasslos gesunde Menschen mit fragwürdiger Qualität zu testen", sagte Gassen weiter. PCR-Tests bei Patienten mit Symptomen dagegen seien wichtig, um Corona-Infektionen eindeutig nachzuweisen.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen kündigten derweil in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD an, dass sie fortan keine Corona-Bürgertests mehr "abrechnen und auszahlen können". Man wolle "nicht verantworten, sehenden Auges Auszahlungen auf Abrechnungen zu leisten, deren Richtigkeit sie nicht ansatzweise prüfen können".
Kostenlose Tests nur noch Ausnahme
Die bislang für alle Menschen kostenlosen Bürgertests gibt es laut der am Donnerstag in Kraft getretenen neuen Testverordnung fortan nur noch eingeschränkt. Gratis-Tests gibt es etwa nach wie vor für Kinder bis fünf Jahre, Schwangere in den ersten drei Monaten, Krankenhaus- und Pflegeheimbesucher, Haushaltsangehörige von Infizierten, sowie Bewohner von Einrichtungen der Eingliederungshilfe.
Auch all jene, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, dürfen sich weiterhin kostenlos testen lassen. Ansonsten kostet ein Test drei Euro.
Lauterbach hatte am Donnerstag die neue Testverordnung gegen Kritik verteidigt. Er hätte die Tests gerne weiter komplett kostenlos gelassen, sagte Lauterbach im ZDF-"Morgenmagazin". "Das konnten wir uns aber nicht mehr leisten." Den mit den Tests nun verbundenen bürokratischen Mehraufwand halte er für "überschaubar".
Quelle: ntv.de, can/AFP