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Bild lange in Familienbesitz Kellerfund erweist sich als echter Picasso

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Der spanische Künstler Pablo Picasso malte viele seiner Geliebten, auch die französische Fotografin Dora Maar.

Der spanische Künstler Pablo Picasso malte viele seiner Geliebten, auch die französische Fotografin Dora Maar.

(Foto: picture alliance / AP Images)

Ein italienischer Trödelhändler entdeckt 1962 ein Gemälde in einem Keller auf Capri. Jahrzehnte hängt es im Wohnzimmer der Familie. Nun bestätigt sich der Verdacht der Familie, dass es sich um ein Porträt von Pablo Picasso handelt.

In seinen mehr als 90 Lebensjahren schuf der spanische Künstler Pablo Picasso mehr als 14.000 Werke. 1973 starb Picasso, doch bis heute werden Gemälde, Skulpturen und auch Porträts mit seiner Unterschrift für Millionensummen verkauft. Nun soll ein bisher unbekanntes Porträt aus der Feder des Künstlers aufgetaucht sein, an einem eher ungewöhnlichen Ort.

1962 war der italienische Trödelhändler Luigi Lo Rosso in einem Keller in einem Haus auf Capri auf ein Porträt gestoßen. Zusammengerollt nahm er die Leinwand mit nach Pompeji. Doch der Trödelhändler verkaufte das Porträt nicht. Jahrzehntelang hing das verzerrte Frauengesicht mit roten Lippen in einem billigen Rahmen an der Wand des Wohnzimmers der Familie Lo Rosso.

Es habe Momente gegeben, in denen die Familie darüber nachdachte, das Gemälde loszuwerden, sagt Luigi Lo Rossos Sohn Andrea dem britischen "Guardian". "Meine Mutter wollte es nicht behalten - sie sagte immer wieder, es sei schrecklich."

Eine verdächtige Unterschrift

Sohn Andrea Lo Rosso war es auch, der nach Jahren des Rätselns schließlich begann, sich auf die Suche nach dem Künstler hinter dem Gemälde zu machen. Als er in einer Enzyklopädie über Kunstgeschichte blätterte, stieß der Sohn auch auf Picassos Werke. Dabei fiel ihm die Ähnlichkeit der Unterschrift von Picasso und der am Rand des Porträts auf. Andrea Lo Rosso hatte seinen Vater immer wieder darauf hingewiesen. Aber Vater Luigi Lo Rosso habe es nicht verstanden.

"Er fand das Gemälde, bevor ich überhaupt geboren wurde, und hatte keine Ahnung, wer Picasso war. Er war kein sehr gebildeter Mensch", sagt Sohn Andrea Lo Rosso über seinen mittlerweile verstorbenen Vater Luigi.

Mit seinem Verdacht wandte sich Andrea Lo Rosso mehrmals an die Picasso-Stiftung in Málaga. Doch die Stiftung zeigte laut Lo Rosso kein Interesse daran, seine Behauptungen zu prüfen.

Untersuchungen belegen: Es ist ein Picasso

Deshalb suchte die Familie Rat bei anderen Experten, darunter der bekannte Kunstdetektiv Maurizio Seracini. Nach Jahren verschiedener Untersuchungen soll schließlich Cinzia Altieri die Signatur auf dem Gemälde begutachten. Altieri ist Expertin für Handschriften und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses der Arcadia Foundation, die sich mit der Bewertung, Restaurierung und Zuschreibung von Kunstwerken befasst.

"Ich habe monatelang daran gearbeitet und sie mit einigen seiner Originalwerke verglichen. Es besteht kein Zweifel, dass die Signatur von ihm stammt. Es gab keine Hinweise darauf, dass sie gefälscht war", sagt Altieri dem Guardian. Demnach hat das Porträt heute einen Wert von sechs Millionen Euro. Es ähnelt Picassos "Buste de femme (Dora Maar)", deshalb könnte es sich um ein verzerrtes Abbild von Dora Maar handeln, einer französischen Fotografin und Malerin, die Picassos Geliebte und Muse war.

Stiftung muss Echtheit noch bestätigen

Laut einem Bericht der Zeitung "Il Giorno" existiert im offiziellen Katalog von Picasso ein scheinbar identisches Gemälde der "Buste de femme Dora Maar". Der Präsident der Arcadia Foundation, Luca Marcante, vermutet, dass es mehrere Versionen des Werkes geben könnte.

"Es könnte sich bei beiden um Originale handeln", sagte Marcante der Zeitung. "Wahrscheinlich handelt es sich um zwei nicht ganz identische Porträts desselben Motivs, die Picasso zu zwei verschiedenen Zeitpunkten gemalt hat." Marcante will die Beweise nun der Picasso-Stiftung vorlegen. Die Stiftung hat das letzte Wort über die Echtheit des Gemäldes, das jetzt in einem Tresor in Mailand aufbewahrt wird.

"Ich bin gespannt, was sie dazu sagen werden", sagt Andrea Lo Rosso, der einen Verkauf derzeit ausschließt. "Wir waren eine ganz normale Familie und es ging uns immer darum, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Wir sind nicht daran interessiert, damit Geld zu verdienen."

Quelle: ntv.de, rwe

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