Fahrer war unaufmerksam Kettenreaktion löste Businferno auf A9 aus
02.08.2017, 11:12 Uhr
Vor allem die schnelle und starke Brandentwicklung hatte die Ermittler zunächst vor ein Rätsel gestellt.
(Foto: dpa)
Der schlimmste Busunfall, den es seit Langem in Deutschland gab, wurde wohl durch die Unaufmerksamkeit des Fahrers ausgelöst. Zu diesem Schluss kommen die Experten bei der Untersuchung des Unglücks, das sich Anfang Juli auf der A9 ereignet hatte.
Einen Monat nach dem verheerenden Busunfall in Oberfranken mit 18 Toten sind die Ermittler sicher, die Unfallursache gefunden zu haben. Staatsanwalt Jochen Götz sprach auf einer Pressekonferenz in Hof von der "Verkettung mehrerer tragischer Umstände".
Demnach stockte der Verkehr auf der A9 am Morgen des 3. Juli kurz nach 7 Uhr wegen vieler Pendler. Der vor dem Bus fahrende LKW bremste wegen des sich entwickelnden Staus bis auf etwa 28 Kilometer pro Stunde. Durch eine "Unaufmerksamkeit des Busfahrers" kam es dann zu dem Auffahrunfall. Der Bus hatte zu diesem Zeitpunkt eine Geschwindigkeit von etwa 70 Kilometern in der Stunde. Offenbar reagierte der Busfahrer noch auf die bevorstehende Kollision, denn er bremste und versuchte auszuweichen.
Auch die Frage, wieso der mit 48 Menschen besetzte Bus nach dem Auffahrunfall sofort in Brand geriet und so schnell ausbrennen konnte, können die Ermittler inzwischen beantworten. Demnach erwies sich besonders die Konstruktion des Busses als fatal. Bei dem Aufprall sei die linke Seite der Busfront 1,5 bis 2 Meter eingedrückt worden. Genau in diesem Bereich befanden sich Drucklufttanks, Buselektrik und ein Reservetank sehr nah beieinander.
Aus dem beschädigten Zusatztank trat Kraftstoff aus, der aus den ebenfalls beschädigten Drucklufttanks in feine Tröpfchen zerstäubt wurde. Gleichzeitig gab es in der Elektrik mehrere Kurzschlüsse, die den Kraftstoff mit ihren Lichtbögen entzündeten. Dieses brennende Gemisch konnte in den Businnenraum gelangen, deshalb sei es dort zu dem verheerenden Brand gekommen, sagte Staatsanwalt Götz.
Bus und LKW waren technisch in Ordnung, alle Fahrer hatten ihre Ruhezeiten eingehalten, Hinweise auf äußere Einflüsse gibt es nicht. Der Busfahrer, der während des Aufpralls am Steuer saß, sei wegen einer Verletzung nicht mehr handlungsfähig gewesen. Weil der vordere Mittelgang stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, hätten die Fahrgäste die vordere Tür zudem nicht als Fluchtweg nutzen können. Außerdem hätten viele der Fahrgäste geschlafen.
Der vor allem mit Senioren aus Sachsen besetzte Reisebus war auf dem Weg nach Italien auf der Autobahn A9 verunglückt. Neben den 18 Toten gab es noch 30 Verletzte. Am Unfallort waren rund 200 Rettungskräfte von Feuerwehren, Polizei und Technischem Hilfswerk im Einsatz.
Quelle: ntv.de, sba