"Man muss endlich weiterdenken" Kinderschutzbund fordert Hybrid-Unterricht
02.01.2022, 17:55 Uhr
Mit der Hybrid-Methode sollen Schüler in der Schule und von zu Hause aus dem Unterricht folgen können.
(Foto: picture alliance/dpa)
Für Schülerinnen und Schüler ist es ein ständiges Hin- und Her in der Corona-Pandemie: Entweder dürfen sie in die Schule oder sie müssen ausschließlich von zu Hause aus lernen. Der Kinderschutzbund fordert nun ein neues System - nicht nur für Pandemie-Zeiten.
Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, kritisiert die Fokussierung der Kultusminister auf Schulunterricht in Präsenz. "Es kann keine Lösung sein, unter allen Umständen auf Präsenzunterricht zu pochen wie etwa die Schulministerin in NRW", sagte er der "Rheinischen Post".
Aufgrund der aufkommenden Omikron-Variante beraten sich Bund und Länder darüber, ob die Corona-Maßnahmen an den Schulen angepasst werden müssten, eine Schließung der Schulen stünde momentan aber noch nicht im Raum: Ziel von Bund und Ländern "ist und bleibt es, dass die Kitas und Schulen offen bleiben und der für Kinder und Jugendliche so wichtige Präsenzunterricht weiterhin stattfinden kann", sagte ein Regierungssprecher.
Er verwies auf "psychische und soziale Herausforderungen und Folgen möglicher Schließungen". Auch die Frankfurter Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, Tanja Müller betonte: Die Lage in den Praxen habe sich auch durch die Wiederaufnahme des Schulalltags noch nicht entspannt: "Es ist tatsächlich nach wie vor so, dass es einen großen Bedarf und eine hohe Anmeldezahl gibt." Und: "Ich habe das Gefühl, die Langzeitfolgen werden sich erst noch zeigen."
Hilgers sprach sich gegen den reinen Online-Unterricht aus und schlug stattdessen ein neues Konzept vor: "Der Schulbetrieb muss sichergestellt sein, das muss besser vorbereitet sein als vor einem Jahr, zum Beispiel durch Hybrid-Unterricht." Er forderte: "Auch wenn die Hälfte der Schüler oder der Lehrkräfte in Quarantäne ist, muss Unterricht stattfinden können."
Hilgers plädierte dafür, auch unabhängig von der Pandemie Hybrid-Unterricht zu ermöglichen, also eine Kombination aus Lernen vor Ort in der Schule und einer Teilnahme via Computer von zu Hause aus. Wenn etwa ein Schulkind mal ein Bein gebrochen habe, könnte es so trotzdem teilnehmen. "Man muss da endlich weiter denken."
Quelle: ntv.de, can/AFP/dpa