Während der AdventszeitKolumbiens Gangster erklären Waffenruhe

Auch Drogenbarone feiern Weihnachten. Deshalb will die mächtigste kriminelle Organisation Kolumbiens die Waffen schweigen lassen. Die Polizei geht darauf nicht ein. Die Drogenhändler könnten in das Vakuum der ehemaligen Rebellen der Farc hineindrängen.
Die mächtigste kriminelle Organisation in Kolumbien hat eine einseitige Waffenruhe erklärt. Weil nun die Weihnachtszeit beginne, werde die Gruppe ab sofort alle militärischen Operationen im gesamten Land einstellen, teilte der Golf-Clan mit. Wie lange die Waffenruhe dauern soll, ist bisher unklar. Die Bande rief andere Verbrechersyndikate und Rebellenorganisationen auf, ebenfalls die Waffen schweigen zu lassen.
Die kolumbianische Polizei kündigte an, den Kampf gegen den Golf-Clan fortzusetzen. "Für uns hat diese Waffenruhe keine Bedeutung. Es handelt sich um eine kriminelle Organisation, die bedroht, erpresst, Menschen tötet und mit Drogen handelt", sagte der Polizeichef in der Region Urabá, der Hochburg der Bande, Oberst Juan Carlos Soler, im Radiosender RCN. "Sie sollten sich stellen und Verantwortung für ihre Verbrechen übernehmen. Wir haben den Auftrag, sie weiter zu bekämpfen."
Der Golf-Clan ist aus rechtsgerichteten Paramilitärs hervorgegangen. Die Bande ist in Drogenschmuggel, illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt. Zudem wird sie für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich gemacht. Der Anführer Dairo Úsuga alias "Otoniel" ist der meistgesuchte Mann des Landes. Auf ihn ist ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt.
Zuletzt hatte der Golf-Clan eine Kapitulation angeboten. Politische Verhandlungen über einen Friedensvertrag wie zuletzt mit der linken Guerillaorganisation Farc schloss die Regierung allerdings aus. "Sie wollen sich als politische Organisation darstellen, aber das ändert nichts", sagte Polizeichef Soler. Die Streitkräfte und die Polizei gehen hart gegen das Verbrechersyndikat vor und haben bereits eine Reihe führender Mitglieder gefasst oder getötet.
Nachdem die Farc dem bewaffneten Kampf abgeschworen haben, fürchten Sicherheitsexperten, dass kriminelle Gruppen wie der Golf-Clan versuchen könnten, das Machtvakuum in den ehemaligen Farc-Gebieten zu füllen und die lukrativen Drogengeschäfte der Rebellen zu übernehmen. Kolumbien ist der größte Kokain-Produzent der Welt. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen stieg die Anbaufläche für Koka-Sträucher in Kolumbien zuletzt um 52 Prozent auf 146.000 Hektar. Daraus lassen sich jährlich bis zu 866 Tonnen Kokain gewinnen.