Panorama

"Größeres europäisches Problem" Landesweiter Stromausfall in Spanien - auch Portugal betroffen

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Spaniens Cybersicherheitsbehörde INCIBE untersucht, ob ein Hackerangriff hinter dem Stromausfall stecken könnte.

Spaniens Cybersicherheitsbehörde INCIBE untersucht, ob ein Hackerangriff hinter dem Stromausfall stecken könnte.

(Foto: Miguel Riopa/AFP)

In Spanien und Portugal gibt es einen großen Stromausfall. U-Bahnen werden evakuiert, Züge bleiben landesweit stehen, Ampeln fallen aus und Menschen sitzen in dunklen Cafés. Nach der Ursache wird gesucht. Die Cybersicherheitsbehörde INCIBE ermittelt bereits.

In Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs gibt es einen massiven Stromausfall. Millionen Menschen seien betroffen, teilten die Netzbetreiber mit. "Die ganze iberische Halbinsel" sei betroffen. "Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung wurden in Zusammenarbeit mit den europäischen Energieproduzenten und Betreibern" in die Wege geleitet, hieß es vom spanischen Stromnetzbetreiber Red Eléctrica. Man habe im Norden und Süden des Landes angefangen, die Versorgung wiederherzustellen.

Spaniens Eisenbahngesellschaft Renfe meldete, dass um 12.30 Uhr das gesamte nationale Stromnetz ausgefallen sei. An allen Bahnhöfen seien die Züge stehengeblieben und nicht abgefahren. Die spanische Zeitung "El País" sprach von einem "massiven Stromausfall", allerdings nur auf dem Festland. Laut Reportern waren die Kanarischen oder Balearischen Inseln nicht betroffen.

Nach der Ursache für den Blackout wird noch gesucht. Spaniens nationale Cybersicherheitsbehörde INCIBE untersucht, ob ein Hackerangriff hinter dem Stromausfall stecken könnte, schrieb "El País". Auch die EU-Kommission ermittelt zu den Hintergründen des Vorfalls. Unterdessen sagte Red-Eléctrica-Chef Eduardo Prieto auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz, dass die vollständige Wiederherstellung des Stromnetzes zwischen sechs und zehn Stunden dauern könne.

Sondersitzung des Nationalen Sicherheitsrates angesetzt

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez habe sich zur Zentrale von Red Eléctrica begeben, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Dort hat er für den Nachmittag spontan eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates einberufen.

Das spanische Stromnetz-Überwachungsunternehmen E-Redes erklärte, man arbeite daran, die Verbindung schrittweise wiederherzustellen. "Dies ist ein größeres europäisches Problem", hieß es weiter.

In Madrid wurden Teile der U-Bahn evakuiert, wie Radiosender berichteten. Im Zentrum der spanischen Hauptstadt kam der Verkehr teils zum Erliegen. Es sei zu langen Staus gekommen, weil Ampeln ausgefallen seien. Augenzeugen meldeten sowohl aus Madrid als auch aus Barcelona, dass es am Mittag keinen Strom gab. Die spanische Generaldirektion für Verkehr rät von allen nicht notwendigen Reisen ab.

Supermärkte blieben am Nachmittag vorübergehend geschlossen oder stellten auf reine Barzahlung um, berichtete "El País" weiter. Es kam zudem an Flughäfen zu Verzögerungen bei der Kontrolle von Einreisenden und dem Gepäcktransfer. Das spanische Abgeordnetenhaus sagte alle für heute geplanten Sitzungen ab. Dank des Einsatzes von Generatoren waren die Krankenhäuser nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums nicht betroffen.

Ibex 35
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Die spanische Börse und ihre Aktien sind bislang von dem Blackout unbeeindruckt. Wie die Börse Madrid berichtet, funktioniert der Handel dort problemlos. Versorger-Aktien notieren mit dem Markt, der Ibex-35-Index notiert wie viele Börsen Europas 0,6 Prozent höher.

Andorra versorgt sich mit französischem Strom

Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall dagegen nur wenige Sekunden, meldete der Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.

Die portugiesische Polizei erklärte, im ganzen Land seien Ampeln betroffen. In Lissabon und Porto sei die U-Bahn geschlossen. Züge verkehrten nicht mehr.

Tennispartien von Blackout betroffen

Der Vorfall hat auch das Geschehen beim Tennis-Turnier in Madrid beeinträchtigt. Die Partie des Bulgaren Grigor Dimitrow gegen den Briten Jacob Fearnley musste beim Stand von 6:4, 5:4 unterbrochen werden. Die Seilkamera, die sogenannte Spider Cam, war direkt über dem Centre Court hängen geblieben. Zudem funktionierte das elektronische Line-Calling nicht mehr: Bei dem Masters-1000-Turnier gibt es keine Linienrichter, sondern es wird elektronisch überprüft, ob ein Ball im Feld ist oder nicht.

Auch die Amerikanerin Coco Gauff bekam die Auswirkungen zu spüren. Die 21-Jährige wurde nach ihrem Erfolg gegen Belinda Bencic aus der Schweiz gerade interviewt, als das Mikrofon wegen des Stromausfalls nicht mehr funktionierte. Laut Herren-Organisation ATP liefen zum Zeitpunkt des Stromausfalls zwei Einzel und ein Doppel. Auch Verkaufsstände und Essensbuden auf der Anlage Caja Magica waren plötzlich ohne Strom.

Quelle: ntv.de, toh/mpa/dpa/rts/AFP

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