Panorama

Mehr als neun Jahre HaftDeutscher nach Kindesmissbrauch in Brasilien verurteilt

14.11.2025, 20:17 Uhr
Ein-77-jaehriger-Angeklagter-sitzt-zum-Prozess-Auftakt-in-einem-Sitzungssaal-im-Landgericht-Muenchen-I-und-haelt-sich-einen-Aktenordner-vor-das-Gesicht-Der-angeklagte-77-Jaehrige-soll-die-Nichte-seiner-Frau-aus-einem-Waisenhaus-in-Brasilien-geholt-und-sie-dann-ueber-Jahre-schwer-sexuell-missbraucht-haben
Der Angeklagte ist ehemaliger Dokumentarfilmer. (Foto: picture alliance/dpa)

Ein deutscher Rentner missbraucht in Brasilien mehrfach ein 11-jähriges Mädchen. Münchener Richter verurteilen den 78-Jährigen deshalb zu einer langen Haftstrafe und finden deutliche Worte.

Wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung eines Kindes in Brasilien hat das Landgericht München I einen 78-Jährigen zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Mann habe die Nichte seiner damaligen Partnerin erniedrigt und wie eine lebende Sexpuppe benutzt, bilanzierte die Strafkammer nach Angaben eines Gerichtssprechers.

Dem Urteil zufolge hatte der Angeklagte, der im Tatzeitraum in Brasilien lebte, ab November 2019 das zunächst noch elfjährige brasilianische Mädchen in mindestens 22 Fällen massiv sexuell missbraucht und seine Taten auf Video aufgezeichnet. Weitere angeklagte Taten, die bis zum Alter von sechs Jahren zurückreichten, konnten nicht eindeutig nachgewiesen werden.

"Sie waren ein Abenteurer, als es diesen Begriff noch gegeben hat. Dokumentarfilmer, Forscher, Kosmopolit", sagte der Richter zum Angeklagten. Er sei auch ein sorgender Vater und Partner gewesen. "Und jetzt, am Ende dieses erfüllten Lebens, verschwindet das alles im Nebel und was bleibt ist: Der alte Deutsche, der im Amazonasgebiet jahrelang ein kleines Mädchen missbraucht hat."

Der Angeklagte, der laut psychiatrischem Gutachten nicht pädophil ist, hatte sich im Prozess mit den "Gepflogenheiten" in Brasilien verteidigt, wo Kindesmissbrauch an der Tagesordnung sei. "Ich hab sie einfach nicht als Kind gesehen." Der Fall schlug auch hohe Wellen in den brasilianischen Medien. Dort wurde dem Mann vorgeworfen, seine Arbeit als Reiseveranstalter genutzt zu haben, um seinen Kunden bei Schiffstouren auf dem Amazonas und durch den Dschungel den Missbrauch von Minderjährigen zu ermöglichen.

Mutter verlangte Geld

In dem Münchner Prozess ging es aber nur um die Nichte seiner damaligen Lebensgefährtin, die in schwierigsten sozialen Verhältnissen aufwuchs und heute 17 Jahre alt ist. Der Bruder und die zeitweise im Gefängnis sitzende Mutter des Mädchens hatten es dem Deutschen gegen Zahlung von Geld überlassen. Den jahrelangen Missbrauch des Kindes räumte der Angeklagte grundsätzlich ein.

Die kaum zu beschreibenden Taten sind gut dokumentiert, weil der frühere Dokumentarfilmer viele von ihnen im Video festhielt - "weil ich die Nase voll hatte von den Pornos im Internet, weil da nichts dabei war, was mich angesprochen hat", wie er zu Prozessbeginn sagte.

Quelle: ntv.de, gri/dpa

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