Panorama

Bald mehr Regeln an Hotspots? Lauterbach: Lage viel schlechter als Stimmung

Die Sehnsucht nach dem Ende der meisten Corona-Regeln ist groß. Doch Gesundheitsminister Lauterbach warnt kurz davor nun vor Fehleinschätzungen. An Hotspots müssten die Länder schon bald wieder schärfere Maßnahmen verhängen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat davor gewarnt, die aktuelle Situation in der Corona-Pandemie zu unterschätzen. "Die Lage ist objektiv viel schlechter als die Stimmung", sagte der SPD-Politiker mit Verweis auf deutlich steigende Fallzahlen. Täglich würden derzeit 200 bis 250 Menschen an Corona sterben. Für ihn sei die Lage "kritisch", weil davon auszugehen sei, dass die Zahl der Toten in den kommenden Wochen weiter ansteigen werde.

Die aktuell hohen Zahlen würden mittelfristig auch zum Problem für die Krankenhäuser. Es sei falsch, nun alle Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen über Bord zu werfen, sagte der Minister. Lauterbach nannte es eine "Fehleinschätzung" zu glauben, dass es bei der Omikron-Variante nur mildere Verläufe gebe. Ungeimpfte könnten an ihr sterben, und auch Geimpfte könnten an der Omikron-Variante schwer erkranken und "langfristige Symptome entwickeln". Darauf müsse reagiert werden.

Die Neufassung des Infektionsschutzgesetzes sehe deshalb vor, dass in Hotspots weiter Maßnahmen wie Masken- und Testpflichten ergriffen werden könnten, sagte Lauterbach. Hotspots könnten durchaus große Gebiete sein und nicht nur einzelne Städte oder Regionen. Solche Schutzregelungen könnten dann "auch ein ganzes Bundesland betreffen".

Die Kritik an der Neufassung wies Lauterbach zurück. Die Kopplung der Schutzmaßnahmen an Inzidenz und Krankenhausbelastung sei rechtlich nötig. Die Landesparlamente sollten sich deshalb nicht mit der Kritik an den Plänen aufhalten, sondern auf deren Nutzung vorbereiten. Schon in "wenigen Tagen" werde dies notwendig. Lauterbach betonte außerdem erneut, dass die allgemeine Impfpflicht unbedingt nötig sei, um neue breite Beschränkungen im Herbst zu vermeiden.

Wieler mahnt zur Vorsicht

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, mahnte zu großer Achtsamkeit. "Nach wie vor erkranken viel zu viele Menschen schwer an Covid, und nach wie vor sterben auch zu viele Menschen an dieser Erkrankung. Und nach wie vor erleiden auch viele Menschen Langzeitfolgen von Covid", sagte Wieler. Vor dem Hintergrund der zuletzt steigenden Infektionszahlen machte er erneut auf den kontinuierlich steigenden Anteil des besonders leicht übertragbaren Omikron-Subtyps BA.2 aufmerksam. Der Infektionsdruck, so der RKI-Chef, sei weiterhin sehr hoch. Insbesondere in den höheren Altersgruppen steige die Hospitalisierungsrate, mahnte Wieler. Dies sei auch auf die schrittweisen Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen vielerorts und das damit verbundene veränderte Verhalten vieler Menschen zurückzuführen.

Wieler ging auch besonders auf mögliche Langzeitfolgen nach einer Infektion ein, von denen Erwachsene, und - obgleich wohl seltener - auch Jugendliche und Kinder betroffen sein könnten. Ein Teil dieser Menschen bleibe längerfristig stark eingeschränkt. Die Datenlage zu den Langzeitfolgen sei aber noch begrenzt.

"Die Lage ist also weiterhin angespannt, aber wir können das Infektionsgeschehen mit unserem Verhalten beeinflussen", sagte Wieler. Erneut bekräftigte er seine Impfappelle und betonte, viele schwere Verläufe, Todesfälle und Langzeitfolgen könnten durch die Impfung vermieden werden. "Die Impfung ist und bleibt der beste und sicherste Weg zur Immunität", sagte er. Er forderte auch alle Menschen auf, die weiteren bekannten Schutzmaßnahmen einzuhalten, Wachsamkeit zu bewahren und insbesondere auf besonders gefährdete Gruppen zu achten.

Quelle: ntv.de, chl/AFP/dpa

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