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Spielzeugköpfe vor Gesichtern Lego beklagt sich wegen Fahndungsfotos bei Polizei

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Derartige Mugshots in den sozialen Netzwerken findet Lego gar nicht lustig.

Derartige Mugshots in den sozialen Netzwerken findet Lego gar nicht lustig.

(Foto: AP)

Mit den Köpfen von Lego-Männchen macht eine kalifornische Polizeibehörde die Gesichter von Verdächtigen unkenntlich - und umgeht damit ein neues Gesetz. Dem Spielzeugkonzern passt das allerdings gar nicht.

Der Spielzeughersteller Lego hat eine Polizeibehörde in Südkalifornien aufgefordert, keine Lego-Köpfe mehr zu verwenden, um die Gesichter von Verdächtigen zu verdecken. Denn seit mindestens Anfang 2023 postet die Dienstelle solche Bilder in den sozialen Netzwerken. Der dänische Spielzeughersteller wurde aber vermutlich erst vergangene Woche darauf aufmerksam, nachdem die Dienststelle ihre Praxis öffentlich gemacht hatte.

"Warum die verdeckten Gesichter?", schrieb die Behörde auf Instagram zu einem Beitrag, der fünf Personen in einer Gegenüberstellung zeigt. Auf ihre Gesichter sind Lego-Köpfe editiert. Der Beitrag verweist auf ein kalifornisches Gesetz, das am 1. Januar in Kraft getreten ist und die Veröffentlichung von Fahndungsfotos in den sozialen Medien durch die Behörden einschränkt. "Die Polizeibehörde von Murrieta ist stolz auf ihre Transparenz gegenüber der Gemeinschaft, respektiert aber auch die Rechte und den Schutz, den das Gesetz jedem gewährt, selbst Verdächtigen", hieß es weiter.

In den gesamten USA veröffentlichen die Strafverfolgungsbehörden häufig Fotogalerien für "Mugshot Mondays" und "Wanted Wednesdays". Diese Praxis soll angeblich die Zivilcourage fördern. Experten weisen jedoch zunehmend auf die schädlichen Auswirkungen der Veröffentlichung solcher Bilder im Internet hin. Für Menschen, die auf ein Gerichtsverfahren warten, können Fahndungsfotos zu einer Schuldvermutung führen. Und für alle, die eine strafrechtliche Verurteilung hinter sich lassen wollen, können die Bilder die Arbeitssuche erschweren und sie für den Rest ihres Lebens verfolgen.

Neues Gesetz gegen Bilder

Nach dem neuen kalifornischen Gesetz müssen Polizeidienststellen und Sheriff-Büros nun alle in sozialen Medien veröffentlichten Fahndungsfotos innerhalb von 14 Tagen entfernen. Vom Verbot ausgenommen sind flüchtige Personen oder Gefahrenlagen, die die öffentliche Sicherheit bedrohen. Ein 2022 in Kraft getretenes Vorgängergesetz hatte gewalttätige Straftäter noch ausgenommen.

Weil die Bevölkerung jedoch um "wöchentliche Zusammenfassungen" gebeten haben soll, begann die Polizei von Murrieta im Januar 2023, vermehrt Fahndungsfotos in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen. Um das Gesetz einzuhalten, verwendete sie jedoch Lego-Köpfe und Emojis zum Verdecken der Gesichter.

Vergangene Woche dann meldete sich das Spielzeugunternehmen und "bat uns respektvoll darum, ihr geistiges Eigentum nicht in unseren Social-Media-Inhalten zu verwenden, was wir natürlich verstehen und befolgen werden", wie Leutnant Jeremy Durrant erklärte. "Wir untersuchen derzeit andere Methoden, um unsere Inhalte weiterhin auf eine Art und Weise zu veröffentlichen, die für unsere Follower ansprechend und interessant ist", schrieb Durrant weiter.

Abgeordneter kritisiert Vorgehen

Auf Kritik stoßen die Lego-Köpfe auch in der Politik. "Wollen sie, dass Leute, die mit ihren Steuergeldern bezahlt werden, dafür bezahlt werden, Lego-Gesichter auf Menschen zu setzen, damit sie in den sozialen Medien gezeigt werden können? Während sie andere Dinge tun könnten, die sie schützen könnten?", sagte der kalifornische Abgeordnete Corey Jackson zu AP. Er gehört zu den Hauptunterstützern des neuen Gesetzes.

Jackson zufolge würden andere Behörden sogar versuchen, Schlupflöcher zu finden, um das Gesetz zu umgehen. Deren Bilder zeigten Verdächtige nicht während der klassischen Mugshots, sondern etwa auf dem Rücksitz von Polizeifahrzeugen oder in Handschellen an Tatorten. Dieses Vorgehen wolle er durch das Justizministerium prüfen lassen. "Wenn die Strafverfolgungsbehörden wollen, dass die Öffentlichkeit ihnen vertraut und sie unterstützt, wenn sie sagen, dass sie Recht und Ordnung durchsetzen wollen, wie hilft ihnen dann ihr aktives Spiel, das Gesetz zu umgehen?", so der Abgeordnete.

Quelle: ntv.de, mdi/AP

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