Biathlon-Star verunglückt Leiche soll zurückbleiben - Laura Dahlmeiers letzter Wille
30.07.2025, 18:07 Uhr Artikel anhören
Die Berge waren ihr Leben - hier fand sie den Tod. Laura Dahlmeier ist im pakistanischen Karakorum-Gebirge tödlich verunglückt. Sie war eine erfahrene und risikobewusste Bergsteigerin. Deswegen sorgte sie auch vor und hielt schriftlich fest, was im Falle eines Unglücks passieren soll.
Wenn Laura Dahlmeier die Freiheit spüren wollte, ging sie in die Berge. An keinem anderen Ort war sie so sehr sie selbst, fühlte Frieden und inneres Glück. Sie war eine erfahrene und sehr risikobewusste Bergsteigerin, staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin sowie in ihrer Heimat aktives Mitglied der Bergwacht. Ein Foto, das ihre Angehörigen am Tag der Nachricht über ihren Tod auf Instagram verbreiteten, fängt Dahlmeiers Liebe für die Berge perfekt ein. Bei strahlendem Sonnenschein ist sie alleine auf einem Gipfel zu sehen, um sie herum ein atemberaubendes Panorama. Hier war sie glücklich, fühlte sich vollkommen frei.
Die Berge waren ihr Leben - hier fand sie den Tod. Und hier wird ihr Leichnam bleiben. Die Bergung der sterblichen Überreste der 31-Jährigen vom Laila Peak in Pakistan ist für die Rettungskräfte unter den aktuell vorherrschenden schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und einem Wetterumschwung mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar. Es sei Laura Dahlmeiers "ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen", schreibt ihr Management in einem Statement. "Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren."
Trotz ihres jungen Alters machte sich Dahlmeier schon früh Gedanken über die Gefahren ihres leidenschaftlichen Hobbys. "Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man sich da ernsthaft Gedanken macht, dafür ist auch schon zu viel passiert. Natürlich, wenn dann wieder ein schlimmer Unfall ist und es passiert was im direkten Umfeld, dann stellt man sich auch wieder die Frage: Puh, wie macht man denn jetzt weiter", sagte Dahlmeier in der ZDF-Dokumentation "Laura Dahlmeier und der Rausch der Höhe", die im Dezember vergangenen Jahres erschien. Ihr Ex-Freund war Anfang Januar 2022 bei einem Lawinenunglück in Patagonien gestorben.
Nicht erst seitdem wusste Dahlmeier um die Gefahren der Risikosportart. Im August 2014 stürzte sie beim Klettern im Zugspitzmassiv ab. Eine Felsschuppe, ein Griff, brach heraus. Sie versuchte nachzugreifen, fand aber erneut keinen Halt, weil auch der nächste Griff ausbrach, wie sie in ihrem Buch "Wenn ich was mach, mach ich 's gscheid" schrieb. "Ich schlage ein paar Mal auf, falle kopfüber ... Bin völlig machtlos. Eine mir unbekannte Angst durchschießt meinen Körper und ich schreie." Das Sicherungsseil rettete sie, sie erlitt einen Knöchelbruch, einen Bänderriss im Sprunggelenk sowie mehrere Prellungen. Die Bergrettung holte sie. Später sagte sie, ihr komme es vor, "als hätte ich in sehr kurzer Zeit fast alles erlebt". Und sie lernt eindrücklich die Lektion, dass man nicht "unsterblich" ist: "Wenn du beim Klettern einen Fehler machst, kannst du ums Leben kommen."
Bergungsversuche am Dienstagabend eingestellt
Bei dem plötzlichen Steinschlag am Montag im Karakorum-Gebirge war Dahlmeier machtlos. Auf 5700 Metern Höhe verunglückte sie bei einem Abseilmanöver tödlich. Ihre Seilpartnerin musste alles mit ansehen, versuchte über viele Stunden, Dahlmeier zu bergen. Das sei aber aufgrund der Schwere des Geländes und des weiterhin anhaltenden Steinschlags unmöglich gewesen, schreibt das Management. "Nachdem die Seilpartnerin außerdem keine Lebenszeichen vernehmen konnte, entschied sie sich während der Nachtstunden für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg."
Am Dienstagmorgen sei Dahlmeier bei einem Überflug eines Militärhubschraubers gesichtet worden, es waren jedoch keine Lebenszeichen wahrnehmbar, heißt es weiter in dem Statement. "Aufgrund technischer und bergetechnischer Limitierungen des Hubschraubers konnte eine Rettung aus der Luft nicht durchgeführt werden. Auch eine terrestrische Rettung war wegen der anhaltenden Steinschlaggefahr und der objektiven Gefahren am Unfallort nicht möglich."
Auf Grundlage der durch den Hubschrauber-Überflug und der Schilderungen der Seilpartnerin zur Schwere der Verletzungen gewonnenen Erkenntnisse sei vom sofortigen Tod Laura Dahlmeiers auszugehen. Mit Einsetzen der Dunkelheit sei die Bergung am Abend eingestellt worden, so das Management. Ob damit auch eine Bergung des Leichnams von Dahlmeier zu einem späteren Zeitpunkt, bessere Bedingungen vorausgesetzt, vom Tisch ist, bleibt unklar. Details zur genauen Absturzstelle sind öffentlich nicht bekannt.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/sid