Prozessauftakt in Kiel Mann erstach Sohn in Wahnvorstellung eines Atomkriegs
15.03.2023, 15:12 Uhr
Die Mutter des getöteten Jungen tritt bei dem Prozess am Kieler Landgericht als Nebenklägerin auf.
(Foto: dpa)
Auf einem Campingplatz bringt ein Mann seinen Sohn im vergangenen September brutal um. Er handelt laut Anklage in der "wahnhaften Überzeugung, dass ein Atomkrieg unmittelbar bevorsteht". Der reuige Täter wird als schuldunfähig eingestuft und soll dauerhaft in eine Psychiatrie kommen.
Wegen einer tödlichen Messerattacke auf seinen schlafenden sechsjährigen Sohn muss sich ein 41-Jähriger vor dem Landgericht Kiel verantworten. Der Mann soll sein Kind laut Ermittlungsergebnissen aus Angst vor einem Atomkrieg getötet haben, wird aufgrund einer psychischen Erkrankung aber als schuldunfähig eingestuft. Es handelt sich um ein sogenanntes Sicherungsverfahren wegen Mordes, in dem das Gericht über eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie entscheidet.
Zu Prozessauftakt gestand der Mann und äußerte tiefe Reue. "Es tut mir so unendlich leid, was passiert ist", sagte der Mann aus Hamburg. Es sei ein Alptraum für alle, für den es keine Worte gebe, sagte er unter Tränen - "er fehlt mir so". Zum Prozessauftakt warf Staatsanwältin Gesine Flemming dem Mann heimtückischen Mord vor. Er habe "im Zustand der Schuldunfähigkeit" gehandelt. "Er war der wahnhaften Überzeugung, dass ein Atomkrieg unmittelbar bevorsteht und die Bomben bereits fallen", sagte die Staatsanwältin.
Die Tat ereignete sich im September vergangenen Jahres auf einem Campingplatz in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Bösdorf bei Plön. Der Vater rief nach der nächtlichen Tat selbst die Polizei und ließ sich widerstandlos festnehmen. Laut Staatsanwaltschaft schnitt er seinem Sohn die Kehle durch und stach darüber hinaus fünfmal auf ihn ein. Das Kind starb vor Ort.
Öffentlichkeit von Prozess ausgeschlossen
Nach damaligen Angaben der Ermittler fügte sich der 41-Jährige auch selbst Schnittverletzungen zu, die aber nicht lebensbedrohlich waren. Schon unmittelbar nach der Tat berichteten sie zudem von einer "psychiatrischen Vorerkrankung", die erhebliche Zweifel an der Schuldfähigkeit des Manns begründeten. Er kam daraufhin zunächst vorläufig in eine Psychiatrie.
Für das Verfahren sind Verhandlungstermine bis zum 6. Juni angesetzt worden. Die Öffentlichkeit wurde zum Schutz der höchstpersönlichen Lebensbereiche des Mannes und der Mutter des Kindes ausgeschlossen. Sie ist Nebenklägerin, blieb dem Verfahren am ersten Tag aber fern. Angehörige des Mannes waren im Saal.
Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa