Sexuelle Fantasien ausgelebt Mann ließ Ehefrau von 72 Männern vergewaltigen
02.09.2024, 16:36 Uhr Artikel anhören
Gisèle P. war während der Taten ohne Bewusstsein.
(Foto: dpa)
Jahrelang lässt ein Mann seine Frau von anderen Männern missbrauchen. Das Opfer erfährt erst vor vier Jahren davon. Denn vor den Taten verabreicht ihr der Mann starke Medikamente. Wehrlos und betäubt, wird sie dann vergewaltigt. Nun stehen der Ehemann und 50 weitere Angeklagte vor Gericht.
Ein unfassbarer Kriminalfall wird derzeit in Frankreich vor Gericht verhandelt. In Avignon begann ein Prozess gegen einen 71-Jährigen und 50 weitere Angeklagte, in dem insgesamt 92 Vergewaltigungen verhandelt werden. Besonders erschütternd sind die Umstände der Taten.
Denn das Opfer war in allen Fällen die Ehefrau des Hauptangeklagten Dominique P., die inzwischen 72-jährige Gisèle P. Die Ermittlungsbehörden sind überzeugt, dass der Mann seine Ehefrau immer wieder ohne ihr Wissen mit starken Medikamenten bewusstlos gemacht hat. In diesem Zustand ließ er sie dann von verschiedenen Männern vergewaltigen. Die Männer fand er über eine mittlerweile verbotene Website.
Bei den Angeklagten, von denen sich 18 in Untersuchungshaft befinden, handelt es sich um Männer zwischen 26 und 74 Jahren. Zu ihnen zählen etwa ein Feuerwehrmann, ein Pfleger, ein Gefängniswächter und ein Journalist. Geld soll der Ehemann von den Männern nicht verlangt haben, ihm ging es den Angaben zufolge um die Befriedigung seiner sexuellen Fantasien. Er beteiligte sich auch selbst an den Vergewaltigungen und filmte diese. Der Angeklagte war in den Vernehmungen geständig.
Mittäter ahnungslos?
Dominique P. wies die Männer demnach an, weder nach Parfum noch nach Zigarettenrauch zu riechen, um seine Frau nicht aufzuwecken. Sie sollten außerdem ihre Hände unter warmem Wasser anwärmen. Die meisten der Mitangeklagten kamen nur einmal, einige aber auch bis zu sechs Mal. Nach Aussagen von Experten weisen sie keine psychischen Störungen auf, sollen aber von Allmachtsgefühlen beherrscht gewesen sein.
Mehrere von ihnen erklärten den Ermittlern, sie seien überzeugt gewesen, es handle sich um erotische Spiele des Paares. Der Hauptangeklagte betont jedoch, dass sie alle wussten, dass die Frau unter dem Einfluss von Medikamenten stand und bewusstlos war. "Jeder einzelne hätte sich anders entscheiden und den Ort wieder verlassen können", betonen die Ermittler.
Auf Hunderten Videos, die Fahnder auf dem Computer des Mannes fanden, wurden insgesamt 72 Männer festgestellt, die sich an der Frau vergangen hatten. Die Polizei konnte aber nicht alle identifizieren. Die Taten ereigneten sich demnach zwischen 2011 und 2020.
Öffentliche Verhandlung
Die Ehefrau hatte erst vor vier Jahren erfahren, auf welch perfide Weise sich ihr Ehemann an ihr vergangen hatte. Er war ins Visier der Justiz geraten, nachdem er in einem Einkaufszentrum Kundinnen unter deren Röcke gefilmt hatte. Das Paar hatte fast 50 Jahre zusammengelebt. Gisèle P. hat keine Erinnerungen an die Taten und werde die Vergewaltigungen zehn Jahre zeitversetzt zum ersten Mal erleben, heißt es aus ihrem Anwaltsteam.
Zum Auftakt des Prozesses wies der Vorsitzende Richter Roger Arata einen Antrag ab, die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen. Der Prozess solle "vollständig und bis zum Ende öffentlich" sein, sagte der Anwalt Stéphane Babonneau, der das Opfer vertritt. Die Staatsanwaltschaft hatte ein Verfahren hinter verschlossenen Türen gefordert, um die von dem Ehemann angefertigten Videoaufnahmen der Taten nicht öffentlich zu zeigen. Das Opfer bestand jedoch auf einer öffentlichen Verhandlung.
Die inzwischen geschiedene Ehefrau erschien in Begleitung ihrer drei Kinder im Gerichtssaal. Sie wolle den Angeklagten in die Augen blicken, sagte ihre Anwältin dem Sender TF1. Der Prozess soll bis zum 20. Dezember dauern. Die Angeklagten müssen sich unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von widerstandsunfähigen Menschen verantworten. Er dürfte in Frankreich die Debatte über den Umgang mit mutmaßlichen Vergewaltigungen nach dem Verabreichen sogenannter K.-o.-Tropfen erneut anheizen.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa