Panorama

Öl-Leck in russischem Kraftwerk Massiver Diesel-Austritt bedroht die Arktis

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Nach einem Leck in einem Kraftwerk in Russland laufen 20.000 Tonnen Diesel in mehrere Flüsse. Der schwere Unfall nahe der sibirischen Stadt Norilsk bedroht die Arktis. Kremlchef Putin ruft den Notstand aus.

In einem Kraftwerk nahe der sibirischen Stadt Norilsk hat sich ein schwerer Unfall ereignet. 20.000 Tonnen Öl gelangten durch ein Leck in einem Tank in die Flüsse Daldykan und Ambarnaja - und das zunächst unbemerkt: Nach Angaben des staatlichen Ermittlungskomitees sei man erst auf das Leck aufmerksam geworden, als Öl auf einer Fahrbahn entdeckt wurde. Zudem habe ein vorbeifahrendes Auto Feuer gefangen.

Der Vorfall ereignete sich bereits Ende Mai. Die Lage nahe der russischen Industriestadt mit rund 175.000 Einwohnern ist derart ernst, dass sich Russlands Präsident Wladimir Putin eingeschaltet hat. Der Kremlchef kritisierte die Behörden scharf, zu langsam reagiert zu haben und nicht umgehend informiert worden zu sein. Er wies den Zivilschutz an, umgehend Maßnahmen zu erarbeiten. "Es ist notwendig, jetzt so schnell wie möglich zu reagieren - jetzt sofort", sagte Putin bei einer Besprechung mit den Behörden in Moskau.

Eisschmelze ist eine Bedrohung für Stadt Norilsk

Das Kraftwerk gehört zu einem der weltgrößten Nickelhersteller, Norilsk Nickel. Das Unternehmen betonte, die Lage sei unter Kontrolle. Das Leck sei entstanden, weil ein Tank beschädigt worden sei. Dieser sei von Stützen gehalten worden, die jedoch unerwartet im Boden absackten. Die Pfeiler hätten den Tank "seit 30 Jahren ohne Probleme" gestützt, erklärte das Unternehmen. Die über dem Polarkreis gelegene Großstadt Norilsk ist auf Permafrost gebaut. Die klimawandelbedingte Eisschmelze bedroht die gesamte Infrastruktur der Stadt.

Der Chef von Norilsk Nickel, Sergej Lipin, erklärte, dutzende Mitarbeiter und auch Spezialisten seien bereits an der Reinigung der Flüsse und Wege beteiligt. Nach Angaben der staatlichen russischen Umweltaufsicht wurde durch den Unfall kein Grundwasser verseucht. Zudem wurde eine Untersuchung wegen Umweltverbrechen und Zerstörung des Bodens eingeleitet, teilte die Behörde mit.

Nicht der erste Unfall in einem Werk von Norilsk Nickel

Auf Satellitenbildern der Umweltschutz-Organisation WWF ist die Öl-Verschmutzung deutlich zu sehen. Die Umweltschützer warnten vor einer Naturkatastrophe. Mit speziellen Ölsperren habe man zwar die Ausbreitung eindämmen können. "Das bedeutet aber nicht, dass die Giftstoffe nicht in das Wasser des nahe gelegenen Sees gelangt sind", sagte der WWF-Experte Alexej Knischnikow. Diese könnten das sensible Ökosystem des Großen Arktischen Schutzgebietes gefährden. Aufnahmen der englischsprachigen Nachrichtenseite "The Siberian Times" vom 1. Juni zeigen, wie entflammbar das Flusswasser aus dem Ambarnaja ist.

Bereits vor vier Jahren war es in einem von Norilsk Nickel betriebenen Werk zu einem Schadstoff-Unfall gekommen, bei dem ein anderer Fluss in der Region massiv verschmutzt wurde. Gegen den Konzern wurde damals eine Geldstrafe von umgerechnet weniger als tausend Euro verhängt.

Quelle: ntv.de, joh/dpa/AFP

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