Solidarität nach dem Absturz Merkel dankt den Franzosen für ihre Hilfe
25.03.2015, 18:29 Uhr
Merkel: "Es ist ein gutes Gefühl, dass wir in einer so schweren Stunde eng und freundschaftlich zusammenstehen."
(Foto: dpa)
Kanzlerin Angela Merkel hat versichert, dass mit Hochdruck nach den Ursachen für den Absturz des Germanwings-Airbus in Frankreich gesucht wird. Es werde alles getan, um das Unfassbare soweit wie möglich aufzuklären.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei ihrem Besuch an der Absturzstelle der Germanwings-Maschine in Südfrankreich den Menschen dort mit einfühlsamen Worten für ihre Solidarität und Unterstützung gedankt. Die Menschen in der Region würden "mit unglaublichem Engagement und einem großen Herzen Hilfe leisten", sagte Merkel auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Frankreichs Präsident François Hollande und dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy in der Ortschaft Seyne. Auch werde alles getan, um die Ursachen des Unglücks schnellstmöglich aufzuklären. Allerdings werde dies noch Zeit brauchen, "weil es eine Katastrophe in einer ganz schwierigen geografischen Region ist".
Ihr Besuch am Absturzort habe ihr vor Augen geführt, dass sich hier eine "wahrhafte Tragödie" abgespielt habe, sagte Merkel weiter. "Nicht nur meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer, sondern auch die der Menschen in der Region", die hier Hilfe leisteten. "Es ist ein gutes Gefühl, dass wir in einer so schweren Stunde eng und freundschaftlich zusammenstehen", betonte die Kanzlerin die deutsch-französische Freundschaft.
Das schulden wir den Familien
Hollande versprach der Kanzlerin eine umfassende Aufklärung der Unglücksursache. "Die Umstände dieser Katastrophe werden vollständig aufgeklärt", sagte der französische Präsident. "Wir müssen verstehen, was passiert ist. Das schulden wir den Familien." Auch werde alles unternommen, um alle Opfer zu identifizieren und deren sterbliche Überreste den Familien zu übergeben.
Begleitet wurde Merkel bei ihrem Besuch am Unglücksort auch von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, aus deren Bundesland 50 der deutschen Absturzopfer kommen. Damit stammen die meisten der 72 deutschen Opfer aus NRW.
"Es wird alles getan, um die Opfer zu bergen", sagte Kraft. Sie habe die Absturzstelle überflogen und sei noch immer bestürzt von dem Anblick. "Man sieht die Dimension, und es trifft einen tief." Gleichzeitig sei sie beeindruckt von der enormen Hilfsbereitschaft vor Ort. Sowohl professionelle Helfer als auch Ehrenamtliche täten alles, um die Familien der Angehörigen bei ihrem schweren Aufenthalt zu unterstützen und zu begleiten.
Keine Beweise für einen Anschlag
Bundesinnenminister Thomas de Maizière betonte in Berlin, es gebe keine belastbaren Hinweise dafür, dass Dritte den Absturz herbeigeführt hätten. Sein französischer Amtskollege Bernard Cazeneuve erklärte, es seien weiter alle Hypothesen auf dem Tisch. Die Staatsanwaltschaft von Marseille nahm Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung auf. Die Flugüberwachung habe kurz vor dem Unglück vergeblich versucht, Kontakt zu dem Airbus herzustellen, sagte Staatsanwalt Brice Robin. Düsseldorfer Staatsanwälte übernahmen die deutschen Ermittlungen. Auch Experten der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung sind in Frankreich im Einsatz.
Das Bundeskriminalamt bereitet sich darauf vor, bei der Identifizierung der Opfer mitzuhelfen. Die Bergung der 150 Opfer wird nach Einschätzung der Experten extrem schwierig werden. Für die Angehörigen wurde in Seyne-les-Alpes ein Ort der Stille eingerichtet, Dolmetscher waren vor Ort. Die Lufthansa will an diesem Donnerstag weitere Hinterbliebene mit Sonderflügen nach Südfrankreich bringen.
Das Bundesinnenministerium ordnete Trauerbeflaggung an allen Bundesbehörden an. Auch in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern wehen die Fahnen an Dienstgebäuden auf halbmast. Im Bundestag soll am Donnerstag der Opfer des Unglücks gedacht werden. Neben den deutschen waren auch Passagiere aus Spanien, Australien, Argentinien, Iran, Venezuela, den USA, Großbritannien, Niederlande, Kolumbien, Mexiko, Japan, Dänemark, Belgien und Israel an Bord.
Germanwings hatte am Dienstagabend zahlreiche Flüge gestrichen. Etliche Besatzungen waren nicht zum Dienst gekommen. Auch am Mittwoch erklärten sich mehrere Crews für nicht einsatzbereit. Grund sei "der Schockzustand sowohl beim Kabinen- wie beim Cockpitpersonal", sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft. Ihren Flugbetrieb stemmte die Airline mit Hilfe der Konkurrenz.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa