Drei Mädchen und Frau verletzt Messerangriff löst heftige Krawalle in Dublin aus
23.11.2023, 23:42 Uhr Artikel anhören
Aus bisher unbekannten Gründen werden am Nachmittag in Dublin mehrere Mädchen und eine Frau bei einer Messerattacke verletzt. Am Abend kommt es in der irischen Hauptstadt dann zu Ausschreitungen, für die laut Polizei rechtsextreme Hooligans verantwortlich sind.
Die irische Hauptstadt Dublin ist von einer Bluttat mit mehreren Verletzten - darunter drei Kinder - und anschließend von schweren Krawallen erschüttert worden. Ein fünfjähriges Mädchen und eine Frau waren bei einem Messerangriff am Nachmittag schwer verletzt worden, wie der irische Rundfunksender RTÉ berichtete. Das Mädchen musste Berichten zufolge notoperiert werden. Zwei weitere Kinder - ein fünf Jahre alter Junge und ein sechsjähriges Mädchen - erlitten leichtere Verletzungen.

Die Polizei wollte Verstärkung hinzuziehen, um die Krawalle unter Kontrolle zu bekommen.
(Foto: dpa)
Ein Tatverdächtiger, der noch vor Ort festgenommen wurde, soll ebenfalls ernste Verletzungen davongetragen haben. Das Motiv für den Messerangriff sei noch unklar, betonte Irlands Polizeichef Drew Harris. Nichts könne ausgeschlossen werden. Zuvor hatten die Aussagen eines Polizeisprechers den Eindruck erweckt, ein terroristischer Hintergrund sei unwahrscheinlich.
Am Abend kam es dann zu schweren Ausschreitungen in der Dubliner Innenstadt, bei denen RTÉ zufolge mehrere Busse und ein Polizeiauto angezündet wurden. Auch eine Straßenbahn soll beschädigt worden sein. Zudem seien Polizisten angegriffen und mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen worden, Geschäfte wurden demnach geplündert und Schaufenster eingeschlagen. Zuvor war in Online-Netzwerken über die Nationalität des Tatverdächtigen spekuliert worden. Die Polizei machte dazu keine Angaben. Während der Ausschreitungen seien ausländerfeindliche Parolen gerufen worden, hieß es.
"Riesige Menge" an Spekulationen
Ein Polizeisprecher machte rechtsextreme Hooligans für die Übergriffe verantwortlich, die schwere Gewalttaten begingen. "Wir ziehen Verstärkung heran, um das zu bewältigen", sagte der Sprecher laut RTÉ. Um das Parlamentsgebäude wurden vorsichtshalber Polizeiabsperrungen errichtet. Einem Reporter des britischen Nachrichtensenders Sky News zufolge sollen Hunderte, teils vermummte Menschen an den Krawallen beteiligt gewesen sein. Die irische Justizministerin Helen McEntee sprach von "Schlägern, Kriminellen, die diesen entsetzlichen Angriff nutzen, um Spaltung zu säen und Chaos anzurichten". Das werde nicht toleriert.
Gerüchte, wonach die Armee zu Hilfe gekommen sei, wurden von den Streitkräften dementiert. Zur Eskalation der Lage trug offenbar auch die Stimmungsmache in sozialen Medien bei. Harris zufolge gab es im Internet eine "riesige Menge" an Spekulationen über die Nationalität des mutmaßlichen Angreifers. Er rief die Menschen auf, "Desinformation und Gerüchte, die in sozialen Medien kursieren", nicht zu beachten. Die Fakten müssten erst noch geklärt werden. Gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 Uhr MEZ) teilte die Polizei mit, es sei weitgehend Ruhe eingekehrt auf den Straßen der Innenstadt.
Erzieherin will Kinder schützen
Vorausgegangen war der Messerangriff am frühen Nachmittag, bei dem den Berichten zufolge ein Mann die Kinder attackiert haben soll, als sie sich vor einer Krippe in einer Schlange aufstellten. Bei der verletzten Frau soll es sich um eine Mitarbeiterin der Krippe handeln, die dazwischengegangen war, um die Kinder zu schützen. Mehreren Passanten gelang es demnach, den Mann zu überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten.
Der Vorfall hatte sich kurz vor 14 Uhr (Ortszeit, 15 Uhr MEZ) am Parnell Square East im Zentrum der irischen Hauptstadt ereignet. Einem Polizeisprecher zufolge wurden zunächst keine weiteren Verdächtigen im Zusammenhang mit der Tat gesucht.
Regierungschef Leo Varadkar hatte sich schockiert gezeigt über den Messerangriff. Er dankte den Rettungskräften, die schnell am Tatort gewesen seien. Justizministerin Helen McEntee sprach von einem "entsetzlichen Angriff auf drei unschuldige Kinder und eine Frau". EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf der Plattform X, er sei "entsetzt über den schrecklichen Angriff in Dublin". Varadkar könne in dieser schwierigen Zeit auf die volle Solidarität der EU zählen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP