Urteil im Fall Bergisch Gladbach Missbrauchskomplex: 13 Jahre Haft für Täter
02.11.2020, 14:03 Uhr
Der 39-Jährige sitzt seit Oktober 2019 in Untersuchungshaft.
(Foto: picture alliance/dpa)
Er soll seine Kinder mehrfach sexuell missbraucht und Bilder davon über Chatgruppen verbreitet haben: Dem 39-jährigen Angeklagten im Missbrauchsfall Bergisch-Gladbach werden insgesamt 291 Straftaten vorgeworfen. Beim Urteilsspruch reicht dem Gericht eine Freiheitsstrafe nicht aus.
In einem Prozess zum Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ist der Angeklagte in Wiesbaden zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht verhängte gegen den 39-Jährigen eine Freiheitsstrafe wegen mehr als 50 Fällen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs sowie Besitzes, Herstellung und der bandenmäßigen Verbreitung kinderpornografischer Schriften.
Zudem ordnete das Wiesbadener Landgericht die Unterbringung des Mannes in der Sicherungsverwahrung an. Die Urteilsbegründung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dem Deutschen war vorgeworfen worden, seine Kinder, darunter ein Säugling und ein Stiefkind, sexuell missbraucht und Bilder der Taten über Chatgruppen verschickt zu haben. Die Anklage umfasst den Gerichtsangaben zufolge 291 Taten zwischen Januar 2014 und Oktober 2019.
Die Verhandlung hatte zum Schutz der Opfer unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Der 39-Jährige sitzt seit Oktober 2019 in Untersuchungshaft. Die Urteilsverkündung fand aufgrund der Corona-Pandemie nicht im Landgericht Wiesbaden, sondern in einem externen Gerichtssaal auf einem Festplatzgelände in Wiesbaden-Biebrich statt.
Jörg L. legt Revision gegen Urteil ein
Anfang Oktober hatte das Kölner Landgericht den zentralen Beschuldigten im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bereits zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Gericht ordnete für den Angeklagten Jörg L. zudem die anschließende Sicherungsverwahrung an. Der Verteidiger des 43-Jährigen legte gegen das Urteil Revision ein, der Fall wird nun auch den Bundesgerichtshof beschäftigten.
L. musste sich in dutzenden Fällen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs, Vergewaltigung und Verbreitung von Kinderpornografie verantworten. Die meisten Taten betrafen seine eigene 2017 geborene Tochter, die er ab ihrem dritten Lebensmonat regelmäßig in Abwesenheit der Mutter missbraucht haben soll. L.s Taten führten die Ermittler zu einem weit verzweigten Netzwerk von Pädokriminellen, die Kinder missbrauchten beziehungsweise untereinander kinderpornografisches Material tauschten.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Köln gab es allein in Nordrhein-Westfalen zuletzt 201 Tatverdächtige im Komplex Bergisch Gladbach. Zwei Täter verbüßen Haftstrafen, sieben Verdächtige befinden sich in Untersuchungshaft. Seit ihrer Gründung im November gab die zuständige Ermittlungsgruppe "Berg" 105 Hinweise an Behörden in allen 16 Bundesländern weiter. Der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ist dabei eine von drei großen Missbrauchsserien, denen Ermittler in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen eineinhalb Jahren auf die Spur kamen.
Quelle: ntv.de, chf/dpa