Gewalttat in Starnberg Mutmaßlicher Dreifachmörder gesteht plötzlich
21.03.2022, 16:06 Uhr
Im Januar 2020 waren in Starnberg ein 21-Jähriger und seine Eltern tot aufgefunden worden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mord, Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, besonders schwerer Raub: Die Anschuldigungen nach der Tötung dreier Menschen in Starnberg sind folgenschwer. Nun räumt der 22 Jahre alte Hauptangeklagte die Tat überraschend ein. Er habe damit ein "Massaker am Bahnhof" verhindern wollen.
Im Prozess um einen mutmaßlichen Dreifachmord in Starnberg hat der Hauptangeklagte vor dem Landgericht München II überraschend ein Geständnis abgelegt. In einer von ihm handschriftlich verfassten und selbst verlesenen Erklärung räumte der inzwischen 22 Jahre alte Maximilian B. ein, im Januar 2020 zuerst seinen 21 Jahre alten Freund Vincent P. und danach dessen 59 und 64 Jahre alten Eltern in deren Haus in Starnberg erschossen zu haben.
Er habe damit ein von seinem Freund geplantes Massaker am Bahnhof München-Pasing verhindern wollen, sagte sein Anwalt Gerhard Bink. Der Getötete habe seinen Mandanten in seine Tatpläne eingeweiht und einbeziehen wollen. "Er wollte da nicht mitmachen und hat deshalb den Plan gefasst, ihn zu töten - um nicht selbst von ihm getötet zu werden, falls er sagt, dass er nicht mitmacht", erläuterte Bink.
Die Tötung der Eltern sei nicht geplant gewesen. Der Vater sei aber plötzlich auf ihn zugekommen und sein Mandant habe geglaubt, dass er bewaffnet sei, sagte Bink. Daraufhin habe der Angeklagte auch den Vater und danach die Mutter erschossen.
Es ging offenbar auch um rund eine halbe Million Euro
In dem Geständnis ging der 22-Jährige laut Bink auch auf die Rolle seines Mitangeklagten Samuel V. ein, der ihn laut Anklage zum Tatort fuhr und abholte. Der 21-Jährige sei in den Plan eingeweiht gewesen, den Freund zu töten. Er habe die Unterstützung zugesagt angesichts der Möglichkeit, die Waffen später zu verkaufen. Dafür sollte ein Preis von 400.000 bis 600.000 Euro erzielt werden. Die Staatsanwaltschaft München II wirft den beiden jungen Männern Mord, besonders schweren Raub und Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor.
Die Staatsanwaltschaft hatte im September vergangenen Jahres gegenüber ntv.de erklärt, die Theorie einer geplanten schweren Straftat spiele für sie keine Rolle. Es gebe "weder hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass ein solcher Amoklauf geplant war noch dafür, dass der vernommene Zeuge beteiligt war", so eine Sprecherin. Selbst wenn es Pläne gegeben hätte, ist das keine Rechtfertigung für einen Mord. "In dem Fall hätte Maximilian B. die Polizei informieren müssen", hieß es damals weiter.
Eine Polizeistreife hatte die Leichen der Eltern und des Sohnes am 12. Januar 2020 entdeckt, nachdem die Tochter sich Sorgen gemacht und Alarm geschlagen hatte. Die Eltern lagen im Schlafanzug im ersten Stock des Einfamilienhauses, die Leiche des Sohnes wurde in dessen Zimmer entdeckt. Eine von zwei Pistolen lag neben ihm. Zunächst vermutete die Polizei deshalb, dass er erst seine Eltern und dann sich selbst erschossen habe. Allerdings fehlte ein Abschiedsbrief - eine der Ungereimtheiten, die die Ermittler stutzig machten. Die weiteren Ermittlungen führten dann zu dem Hauptangeklagten. Welche Auswirkung dessen Geständnis auf den weiteren Verlauf des bis 4. November angesetzten Prozesses haben könnte, bleibt abzuwarten.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa