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"Botschaft für andere Städte" Mutter von getötetem Tyre Nichols verklagt Polizei

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Das Videomaterial zeigt, wie der junge Tyre Nichols brutal von den fünf Polizisten zusammengeschlagen wird.

Das Videomaterial zeigt, wie der junge Tyre Nichols brutal von den fünf Polizisten zusammengeschlagen wird.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Ein 29-Jähriger gerät Anfang des Jahres in Memphis in eine Polizeikontrolle und wird von fünf ebenfalls schwarzen Polizisten tot geprügelt. Die Familie wirft der Polizeichefin und der Stadt gravierende Fehler vor und klagt auf einen dreistelligen Millionenbetrag als Schadensersatz.

Die Mutter des im Januar von Polizisten in der US-Stadt Memphis zu Tode geprügelten Tyre Nichols hat die Stadt, die Polizei und die an der Tat beteiligten Beamten auf Schadenersatz verklagt. Die Polizisten seien unqualifiziert, nicht ausgebildet und nicht überwacht gewesen, hieß es in der Klageschrift, die am Vortag bei einem Gericht im Bundesstaat Tennessee eingereicht wurde. Nichols' Mutter, RowVaughn Wells, forderte Schadenersatz in Höhe von 550 Millionen Dollar (gut 500 Millionen Euro), berichteten Medien unter Berufung auf Wells' Anwalt Ben Crump.

Mit dieser Forderung solle auch "eine Botschaft an andere Städte gesendet werden", wo in ähnlicher Weise "schwarze Menschen terrorisiert" würden, sagte Crump. Die Tat sei das direkte und vorhersehbare Ergebnis verfassungswidriger Maßnahmen, Praktiken, Gewohnheiten und der vorsätzlichen Gleichgültigkeit der Stadt und der Polizeichefin von Memphis gewesen, hieß es weiter.

Nichols, ein 29-jähriger Afroamerikaner, war am 7. Januar in Memphis bei einer Verkehrskontrolle von den Polizisten brutal zusammengeschlagen worden. Drei Tage später starb er im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Der Fall löste breite Proteste aus und fachte die Debatte über Polizeigewalt in den USA neu an.

Polizisten, Sanitäter und Rettungswagen-Fahrerin gefeuert

Die fünf ebenfalls schwarzen Polizisten, die an dem Einsatz beteiligt waren, wurden entlassen. Weitere Beamte wurden vom Dienst freigestellt. Auch zwei Sanitäter und die Fahrerin eines Rettungswagens verloren ihre Jobs, weil sie Nichols nicht angemessen versorgt hatten. Die brutale Attacke hatte landesweit Empörung ausgelöst - insbesondere nach der Veröffentlichung umfangreicher Videoaufnahmen von dem Vorfall. An der Trauerfeier für Nichols Anfang Februar nahm auch Vizepräsidentin Kamala Harris teil.

In den USA steht die Polizei seit langem in der Kritik, weil ihr übermäßig brutale und teils rassistisch motivierte Gewaltanwendung vorgeworfen wird, gerade auch bei Verkehrskontrollen. Oft sind die Opfer schwarz. Häufig, wenn auch nicht im Fall von Nichols, handelt es sich bei den Tätern um weiße Polizisten. Wie bei dem Fall um den Tod von George Floyd im Mai 2020.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP

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