Panorama

Gefährlicher IrrtumNavi-App lotst Ehepaar in tödliche Falle

09.10.2015, 11:59 Uhr
imago62702123h
Favelas sind Orte, die von der Verteilung dessen, was die Stadt erwirtschaftet, weitgehend ausgeschlossen bleiben. Daher leiden sie fortdauernd unter sozialen Problemen. Ihr dramatischstes ist allerdings der Terror. (Foto: imago/UIG)

Wie gefährlich es sein kann, sich allein auf das Navi zu verlassen, erlebt ein älteres Ehepaar in Brasilien. Sie sind in einer Pizzeria nahe einer beliebten Promenade direkt am Meer verabredet. Doch ein kleiner Fehler bei der Eingabe der Daten kostet die Frau das Leben.

Es hätte ein schönes Abendessen werden sollen, doch es endet in einer Tragödie. Voller Vorfreude auf ein Wiedersehen mit der Tochter, reist ein älteres Ehepaar von Rio de Janeiro ins benachbarte Niteroi. Dort sind sie in einer Pizzeria verabredet, geraten aber durch einen unglücklichen Zufall in eine Schießerei.

Um das Restaurant zu finden, nutzt das Ehepaar die Navi-App Waze, wie die "Washington Post" berichtet. Das eigentliche Ziel ist den Angaben zufolge die Avenida Quintino Bocaiúva, die sich nahe einer beliebten Promenade direkt am Meer befindet. Die Navi-App spuckt allerdings die Rua Quintino Bocaiúva aus, was dem Paar nicht auffällt.

Erst als sie am Ziel eintreffen, bemerken sie, dass das Navi sie mitten in eine der gefährlichsten Favelas Brasiliens geführt hat. Die Gasse im berüchtigten Elendsviertel Caramujo in der Stadt Niteroi, gleich auf der anderen Seite der Bucht von Rio ist ein von Drogenbanden kontrolliertes Elendsviertel.

Am Eingang der Armensiedlung wird das Ehepaar von rund 20 Gangstern empfangen, kurz darauf eröffnen die Kriminellen das Feuer auf das Auto. Die Kugeln treffen die 70-jährige Frau tödlich. Ihr ein Jahr jüngerer Mann überlebt nur, weil die Kugeln von Gegenständen im Kofferraum aufgehalten wurden.

Schauspielerin entkommt unverletzt

Es ist nicht der erste Fall, bei dem Menschen wegen gleicher Straßennamen innerhalb der Elendsviertel von Rio in Gefahr geraten sind. Bereits im August wurde eine brasilianische Schauspielerin von ihrer Navi-App in das gleiche Elendsviertel gelotst. Auch ihr Auto wurde beschossen, sie konnte jedoch unverletzt fliehen.

Derweil kündigten die Macher der zu Google gehörenden Navi-App Waze an, künftig mit der brasilianischen Regierung zusammenarbeiten zu wollen, um zu verhindern, dass ihre App Menschen in gefährliche Viertel führt.

Die Elendsviertel Brasiliens sind seit Jahren sozialer Brennpunkt des Landes. Allein in Rios Favelas leben knapp zwei Millionen Menschen in diesen Vierteln. Die Mehrheit der Siedlungen wird von Drogenbanden beherrscht, die mit Sturmgewehren bewaffnet kontrollieren, wer das Viertel passieren darf.

Während die Stadt die Situation während der WM einigermaßen kontrollieren konnte, ist die Gewalt vor den Olympischen Spielen 2016 erneut eskaliert. Zwar sind nicht alle Favelas lebensgefährlich, doch wer die Gebiete und die Regeln nicht kennt, kann schnell in brisante Situationen geraten.

Quelle: ntv.de, dsi

Rio de JaneiroMord und TotschlagKriminalitätBrasilienNavigationssystemeArmut