Letztes Aufbäumen mit viel Sonne Noch ist der Titel "Meistersommer" drin
29.08.2019, 17:30 Uhr
Sonnen-Halo über Andalusien: Diese Lichterscheinung entsteht bei einem Wetterumschwung. Doch bevor der Herbst kommt, bäumt sich der Sommer noch einmal mächtig auf.
(Foto: imago images / blickwinkel)
Der Sommer der Hitzerekorde verabschiedet sich mit Blitz, Donner und einem letztem Traumwochenende. Wenn der Herbst im September beginnt, dann spielt auch das Wetter dabei mit. Ein Trost: Es kommt ein Frühherbst der freundlichen Art, erläutert n-tv Wetterexperte Björn Alexander.
Über einigen Teilen Deutschlands kracht es ganz gewaltig. Wie lange bleibt die Lage noch so explosiv?
Zum Start ins Wochenende wird es definitiv ruhiger. Nach einem meist schon gewitterfreien Freitag bringt uns der Samstag viel Sonne und hochsommerliche Temperaturen. Und das könnte das letzte Aufbäumen des (Hoch-) Sommers in diesem Jahr werden.
Wie kommt es dazu?
Mit dem meteorologischen Herbstbeginn am Sonntag stellt sich die Großwetterlage nachhaltig um, und wir bekommen zunächst einmal spürbar frischere Atlantikluft. Damit werden zu Beginn der nächsten Woche tagsüber nur noch Höchstwerte zwischen 15 und 22 Grad erreicht und nachts wird es ebenfalls deutlich kühler. Hierbei sinkt die Schneefallgrenze in den Alpen gegen 2000 Meter.
Meteorologisch beginnt der Herbst, und auch das Wetter will sich offenbar daran halten. Aber nach dem Kalender beginnt der Herbst erst am 23. September.
Die meteorologische Unterteilung der Jahreszeiten stimmt nicht mit den kalendarischen oder auch astronomischen Jahreszeiten überein. Während der Kalender den Herbst immer erst mit der Tag-Nacht-Gleiche beginnen lässt - also wenn die Sonne senkrecht über dem Äquator steht - ist der meteorlogische Herbstbeginn immer am 1.September.
Woran liegt das?
Das liegt vor allem daran, dass es sich hierbei um eine statistische Einordnung der Jahreszeit handelt und dass eben diese Statistik einen exakten Zeitraum benötigt. Der ist beim astronomischen Wechsel jedoch nicht gegeben, weil dieser variabel um den 22. oder 23. September liegt.
Auch wenn die Sommerstatistik damit wohl noch nicht ganz abgeschlossen ist: Lässt sich dennoch ein Vergleich zum letzten Dürresommer 2018 ziehen?
Im Vergleich zum letzten Jahr war der Sommer 2019 insgesamt nicht ganz so trocken. Die drei Sommermonate Juni, Juli und August brachten in 2018 jeweils nur so um die 50 bis knapp 60 Prozent des normalen Regensolls. So brachte der Gesamtsommer nur etwa 55 Prozent der durchschnittlichen Regenmengen. In diesem Jahr waren es im Juni und Juli gut zwei Drittel der üblichen Niederschläge. Der August bewegt sich am Ende wahrscheinlich bei 75 bis 80 Prozent. Das ist zwar nach wie vor ziemlich trocken - zumal in den tieferen Bodenschichten oft noch die extreme Dürre des Vorjahres vorhanden ist - aber gerade der Oberboden hat doch etwas mehr Regen abbekommen.
Wie verhält es sich beim Sonnenschein?
Auch da liegt der Sommer 2018 unterm Strich vor dem Sommer 2019. Gerade die wechselhafteren Abschnitte im Juli und August machen sich hier nämlich ebenfalls bemerkbar.
Aber war nicht gerade der Juli doch auch sehr heiß?
Auf jeden Fall. Sogar rekordheiß mit sagenhaft vielen Wetterstationen, die am 25. Juli gleich reihenweise 40 Grad und mehr erreichten. Zuvor war der Juli allerdings eher unterdurchschnittlich unterwegs - vor allem im Norden, was viele Nord- und Ostseeurlauber sicherlich bestätigen können. Unterm Strich kam der Juli somit auf eine positive Abweichung von etwas über zwei Grad überm langjährigen Mittel. Das ist der Vergleichszeitraum 1961 bis 1990. In einer ganz anderen Liga spielte hingegen der Juni.
Warum?
Weil der mit einer dauerhaften und sehr frühen Hitze am Ende auf einen Temperaturüberschuss von 4,5 Grad kam. Heißer war es noch nie in einem Juni. Das galt sowohl in Deutschland als auch auf der Welt, wo der Juli ebenfalls ganz oben mitspielte.
Und im August?
Da blicken wir auch auf einen eher mäßig-warmen Beginn, dem aber zuletzt das heiße Finale folgte. In Schlagdistanz bleibt damit auf jeden Fall der bisher zweitwärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, den wir im letzten Jahr mit rund 3,1 Grad über dem Durchschnitt erlebt haben. Und auch der Rekordsommer aus dem Jahr 2003 (+3,3 Grad) ist weiterhin in Sichtweite.
Also könnte der Sommer 2019 noch der heißeste Sommer seit Messbeginn werden?
Wahrscheinlich ist es nicht. Jedoch: gerechnet wird natürlich erst am Ende. Alles in allem lässt sich aber feststellen, dass wir mit insgesamt drei massiven Hitzewellen und einigen kühleren Phasen zwischendrin nicht unbedingt den klassischen Hitzesommer mit lang andauernden Hochdruckphasen erlebt haben. Aber am Ende ist es dennoch ein weiterer, viel zu heißer Sommer geworden.
In der Karibik hat sich ein Hurrikan gebildet. Wie schlimm ist er?
"Dorian" hat sich gestern zu einem Hurrikan der Stufe eins von insgesamt fünf verstärkt und liegt nun etwa 150 Kilometer nördlich von San Juan in Puerto Rico. Die weitere Zugbahn hat sich im Vergleich zu den letzten Tagen deutlich geändert: Er zieht nämlich knapp östlich der Bahamas Richtung Florida. Dabei wird er über dem offenen Wasser am Wochenende zu einem Major-Hurrikan der Stufe drei werden. Anschließend trifft er voraussichtlich in der Nacht zum Montag ziemlich frontal auf die Ostküste Floridas. Nach jetzigem Stand mit Windgeschwindigkeit von um die 200 Stundenkilometern oder etwas darüber.
Wie sind in Deutschland die Aussichten am Wochenende?
Der Samstag verläuft überwiegend sonnig und lediglich in den Alpen besteht nachmittags und abends ein leicht erhöhtes Gewitterrisiko. Dabei reichen die Temperaturen von 25 Grad an der Nordsee bis 33 Grad an Rhein und Ruhr.
Und am Sonntag?
Kommen von Westen neuerlich Regengüsse sowie Blitz und Donner auf. Und auch bei diesem Wetterwechsel drohen Unwetter durch Starkregen, Hagel und Sturmböen. Zuvor sind im Osten nochmals schwül-warme bis -heiße 27 bis 31 Grad drin, während es im Westen auf 21 bis 26 Grad abkühlt.
Doch dann wird es nochmal kühler?
So ist es. Denn der Montag sorgt auf der Rückseite des Tiefs für kühles Schauerwetter bei 17 bis 22 Grad. Im Süden und Südosten ist es sogar überwiegend grau mit länger anhaltendem Regen bei kaum 15 Grad. Das drückt wiederum auf die Schneefallgrenze. In den Alpen schneit es runter auf um die 2000 Meter.
Und wie geht es danach weiter?
Besser, aber kaum wärmer. Die Temperaturen pendeln sich tagsüber verbreitet auf 17 bis 23 Grad oder etwas darüber ein und nachts geht’s gerne mal runter auf 13 bis 7 Grad. Wettertechnisch schaut hierbei ein Frühherbst der freundlichen Art mit Sonne und Wolken im Wechsel vorbei.
Quelle: ntv.de, Björn Alexander