Panorama

Trinkwasser mit Blei verseuchtObama ruft Notstand für Michigan aus

17.01.2016, 20:35 Uhr
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Stark verschmutzt: der Flint River. (Foto: imago/ZUMA Press)

Seit gut eineinhalb Jahren ist das Trinkwasser in der Stadt Flint im US-Bundesstaat Michigan schmutzig und zunehmend gefährlich mit Blei verseucht. Einwohner klagten über Hautausschläge, Übelkeit und Haarausfall. Jetzt hat Washington reagiert.

Wegen einer Verseuchung des Trinkwassers in der 100.000-Einwohner-Stadt Flint im Bundesstaat Michigan hat US-Präsident Barack Obama den Notstand ausgerufen. Obama habe Bundeshilfe angeordnet, um die Stadt und den Bundesstaat zu unterstützen, erklärte das Weiße Haus am Wochenende. Bei Kindern in Flint waren deutlich erhöhte Bleiwerte festgestellt worden, viele Einwohner klagen über Hautausschlag, Erbrechen und Haarausfall.

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Die Bewohner von Flint können sich unter anderem bei der örtlichen Feuerwehr mit Trinkwasser versorgen. (Foto: imago/ZUMA Press)

Die Ausrufung des Notstands diene dazu, "Leben zu retten und die öffentliche Gesundheit und Sicherheit zu schützen" sowie eine drohende Katastrophe abzuwenden, erklärte das Weiße Haus. Zu den Maßnahmen der Regierung zählen die Bereitstellung von Trinkwasser, Wasserfiltern und Test-Sets für eine Dauer von bis zu drei Monaten. Michigans Gouverneur Rick Snyder hatte den Präsidenten am Donnerstag um den Schritt gebeten, der die Bereitstellung von Bundesmitteln erleichtert.

Veraltete Kläranlage, marode Rohrleitungen

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Das Trinkwasser in Flint ist mit Bakterien und Blei belastet. (Foto: imago/ZUMA Press)

Hintergrund der Vergiftungen sind Sparmaßnahmen, die im Jahr 2011 eingeleitet wurden, um die städtischen Finanzen von Flint zu sanieren. Die Stadtverwaltung begann im April 2014 damit, Wasser aus dem Flint-Fluss zur Trinkwasseraufbereitung zu nutzen. Zuvor war Trinkwasser aus Detroit bezogen worden. Laut einer Klage von Bürgerrechtlern genehmigte die Umweltbehörde des Bundesstaates den Schritt, obwohl die Kläranlage der Stadt das Flusswasser nicht entsprechend den Trinkwasservorschriften aufbereiten kann.

Viele Bewohner von Flint klagen, das stinkende und trübe Wasser aus dem Fluss löse Hautausschlag, Erbrechen und Haarausfall aus. Wegen einer Bakterienbelastung hatten die Behörden die Einwohner bereits aufgefordert, das Wasser vor dem Trinken abzukochen.

Die erhöhte Bleibelastung entstand offenbar im Zuge der städtischen Bemühungen, ihrerseits die Bakterienbelastung zu reduzieren. Das Blei wurde offenbar aus den alten Rohrleitungen freigesetzt. Bei Tests an Kindern wurde eine Verdopplung der Bleibelastung festgestellt. Um die Rohrsysteme von Flint umfassend zu sanieren, wäre eine Milliardeninvestition erforderlich.

Quelle: ntv.de, jja/AFP/dpa

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