Panorama

Zu schwierige RouteHubschrauber retten 107 Schüler und Lehrer aus Bergnot

10.06.2022, 11:50 Uhr (aktualisiert)
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Tatsächlich ist der schmale Heuberggrat ein Weg, der laut Polizei Erfahrung im alpinen Gelände erfordert. (Foto: picture alliance/dpa/Landespolizeidirektion Vorarlberg/APA)

Die Wanderstrecke ist im Internet als "klassische Feierabendroute" beschrieben - von einem User auf einem Wanderportal. Passt, dachten sich da mehrere Lehrerinnen und Lehrer aus Ludwigshafen für die Klassenfahrt. Tatsächlich ist die Route für Anfänger allerdings ziemlich ungeeignet. Der Ausflug endet mit einem Notruf.

99 Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerinnen und Lehrer aus Deutschland sind im österreichischen Kleinwalsertal mit Hubschraubern aus Bergnot gerettet worden. Die 99 Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren und die sie betreuenden 8 Lehrer kamen aus dem Raum Ludwigshafen.

Die Lehrer hatten die Wanderroute im Internet gefunden. Auf der Bergwanderer-Website hikr.org wird die Überschreitung des Heuberggrats von Nutzer "Andy84" als "klasse Feierabendrunde" bezeichnet. Trotz der ausgeschilderten Warnung, nur mit Kletterausrüstung weiterzugehen, sei der Weg völlig harmlos. "Schwierig ist hier nichts", so der Wanderfreund. Andere Wanderer hatten dieselbe Route allerdings anders eingestuft. Da ist von "ausgesetzten Gratabschnitten" und "leichten Kraxelpassagen" die Rede. Ein anderer Wanderer schreibt nach einer Begehung bei Nässe: "Es war die anspruchsvollste Kletterei, die wir bisher gemacht haben."

"Tatsächlich ist der schmale Heuberggrat", so die Polizei in Vorarlberg, "ein teilweise ausgesetzter Weg mit Kletterpassagen, der Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie Erfahrung im alpinen Gelände erfordert." Die Tour sei für die Wandergesellschaft aus Ludwigshafen ungeeignet gewesen. Für ihre Ausrüstung und Fähigkeiten sei sie schlicht zu schwierig. Erschwerend sei hinzugekommen, dass der Boden nass und rutschig gewesen sei.

Schüler gerieten in Panik

Die Gruppe der 12- bis 14-Jährigen war am Dienstagnachmittag mit ihren Lehrern gegen 15 Uhr von Schöntal in Hirschegg im Kleinwalsertal zum Walmendingerhorn nach Mittelberg aufgebrochen. Die nicht beschilderte Tour führt über den schmalen Heuberggrat. Der Steig war aufgrund der vorhergehenden Regenfälle noch feucht und glitschig. Als sich eine Teilgruppe aufgrund der schwierigen Verhältnisse zur Umkehr entschied, rutschten zwei Schüler ab und zogen sich leichte Verletzungen zu. Daraufhin gerieten einzelne Kinder in Panik. Eine Lehrperson setzte dann einen Notruf ab.

Alle 107 Personen wurden daraufhin mit zwei Hubschraubern auf einen nahe gelegenen Forstweg gebracht, wie der Bürgermeister von Mittelberg, Andi Haid sagte. Neben den zwei Leichtverletzten waren mehrere Schüler "erschöpft, unterkühlt, durchnässt und völlig aufgelöst", wie die Polizei mitteilte. Der Fall werde nach Abschluss der Erhebungen der Staatsanwaltschaft Feldkirch zur strafrechtlichen Beurteilung übermittelt, hieß es.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 08. Juni 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, jki/dpa

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